Auch wenn es wegen Menschenrechtsverletzungen und fehlenden Freiheitsrechten Kritik hagelt, sind immerhin 61 Prozent der ruandischen Abgeordneten Frauen.
Im Deutschen Bundestag liegt die Frauenquote bei 31 Prozent und ist damit im weltweiten Vergleich nur Mittelmaß. In der ostafrikanischen Republik Ruanda ist das anders. 61 Prozent der Abgeordneten sind weiblich, was gleich mehrere Gründe hat. Eine Quotenregelung und eine starke Frauenbewegung.
"Im Vergleich zur Vorgängerregierung gibt es deutlich mehr Gesetze die Frauenrechte stützen."
Rirhandu Mageza-Barthel ist Politik- und Genderforscherin und bewertet die Situation in Ruanda als Erfolg. Sie attestiert dem Land einen stetigen Wandel, der nach dem Völkermord 1994 eingesetzt hat "und auch einen Fortschritt in der Geschlechterpolitik darstellt." Ganz konkret heißt das, mehr Frauen sind seitdem sozial und politisch aktiv.
Ruandas Wandel nach dem Vökermord
In Ruanda ist es zudem Tradition, dass Frauen Machtpositionen innehaben. Teilweise in politischen Positionen oder auch in kulturellen Rollen, erklärt Rirhandu Mageza-Barthel. "Starke Frauen haben sich in der Vergangenheit in zivilgesellschaftlichen Fauenorganisationen, aber auch im Widerstand gegen die Vorgängerregierungen von Grégoire Kayibanda und Juvénal Habyarimana engagiert.
"Ein wesentlicher Faktor ist der Genozid von 1994. Er hat eine wichtige Rolle gespielt. Überlebende und Rückkehrerinnen haben am wirtschaftlichen und sozialen Wideraufbau des Landes mitgewirkt."
Es gibt eine Quotenregelung, weshalb der Frauenanteil in Ruandas Abgeordnetenkammer seit 2003 immer über 30 Prozent lag. Aktuell sind es sogar 61 Prozent. Politisch macht sich das dadurch bemerkbar, dass im Vergleich zur Vorgängerregierung, deutlich mehr Gesetze Frauenrechte stützen.
Seit 1991 gibt es zwar eine Verfassung die Diskriminierung von Frauen verbietet, konkrete Gesetze die das umsetzen gibt es erst jetzt. Das betrifft vor allem Erb- und Eherecht oder auch Fälle sexualisierter Gewalt, die jetzt geahndet werden.
"Die Frauenrechtskonvention ist mit in der ruandischen Verfassung aufgenommen."
Im Vergleich zur Bundesrepublik, findet Geschlechterforscherin Rirhandu Mageza-Barthel mit Blick auf Ruanda andere Indikatoren wichtig, als Frauen in der Wirtschaft oder in Unternehmen. In dem Entwicklungs- und Schwellenland geht es aus ihrer Sicht um Müttersterblichkeit, den Bildungsgrad oder darum, ob Frauen in Berufen Ausbildungen machen die vielleicht nicht typisch sind.
"Aber was man von Ruanda lernen kann, ist das Mechanismen wie eine Frauenquote, ein sehr wichtiges Instrument zur Unterstützung von Geschlechtergleichheit ist."
Voraussetzung einer erfolgreichen Quotenregelung ist, dass sie "stark genug ist und gesetzlich verankert, damit sie funktionieren und durchgesetzt werden kann", so die Forscherin.
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