Immer mehr Gruppen verabreden sich zu Protesten in Russland. Um den Bewegungen die Organisation schwer zu machen, sperrt die Regierung Apps wie den Messenger-Dienst Zello.

Die russischen LKW-Fahrer haben für ihre Verabredungen zu Protesten gegen Mautgebühren die App Zello benutzt. Für die Fahrer ersetzt die App das frühere Funkgerät in der Fahrerkabine. Zello hat wie Facebook oder WhatsApp und andere Social-Media-Anbieter seinen Sitz nicht Russland, sondern in den USA. Nach Angaben des Unternehmens hat die App rund 400.000 aktive Nutzer. 

Um den Nachrichtenkanal zu sperren, nutzt die russische Telekommunikationsbehörde Roskomnadsor ein Gesetz: Zello solle die Nachrichten mitschneiden, archivieren und seine Nutzerdaten an staatliche Stellen weiterleiten. Ganze sechs Monate soll Zello die Nachrichten und für drei Jahre die Verbindungsdaten archivieren. Das Unternehmen weigert sich - die Behörde sperrt die App.

Hilfloses Agieren der Regierung

Die Zello-Geschäftsführer in Russland haben aber einen Weg gefunden, das Verbot zu umgehen. Sie haben die App umprogrammiert, sodass sie wieder funktioniert. Eine andere Alternative ist die Installation eines "Virtuellen Privaten Netzwerks" (VPN). Man verschlüsselt so seine Daten und kann trotzdem Zello nutzen. 

Das ist der Vorsitzenden des Föderationsrates, Walentina Matwijenko, zu wenig, berichtet unser Korrespondent Thielko Grieß. Sie will die Menschen viel stärker überwachen und macht Druck auf Roskomnadsor. Sie will beispielsweise die VPNs verbieten, mit denen Nutzer sich anonymisieren können.

Mehr über die Proteste in Russland:

Shownotes
Proteste in Russland
Regierung schränkt Messenger-Dienste ein
vom 28. April 2017
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Thielko Grieß, Russlandkorrespondent