Im Urlaub mehrere Kilogramm Sand einpacken? Keine gute Idee. Es drohen empfindliche Strafen. Ein richtig großes Problem für Küsten und Meere ist allerdings der industrielle Sandabbau. Unser Reporter Johannes Döbbelt hat sich das Thema Sand und steinige Souvenirs genauer angesehen.
Mit 40 Kilogramm Sand im Gepäck wollten zwei französische Touristen Sardinien verlassen und zurück aufs Festland. Die 14 Plastikflaschen sollten angeblich nur ein Urlaubssouvenir sein. Im Hafen wurde das Pärchen allerdings von italienischen Beamten gestoppt. Jetzt droht den beiden im schlimmsten Fall eine Haftstrafe zwischen einem und sechs Jahren. Weil Touristen immer wieder Sand, Steine und Muscheln von sardischen Stränden mitnehmen, gilt dort ein strenges Verbot. Auch kleine Mengen darf man nicht sammeln und mitnehmen.
Strafen für Sandraub
In der Türkei, Ägypten, Thailand, der Dominikanischen Republik und auf den Philippinen gelten ähnliche Verbote. Auch dort ist das Mitnehmen von Sand, Steinen oder Muscheln in der Regel untersagt – und kann zum Teil hart bestraft werden.
In Deutschland und vielen anderen EU-Ländern ist es hingegen erlaubt. Sand oder Muscheln dürfen in geringen Mengen und nur für den privaten Gebrauch gesammelt werden. Wenn der Strand in einem Naturschutzgebiet liegt, gelten strengere Vorschriften. Hier sollten Touristen lieber die Finger von Sand, Steinen und Muscheln lassen.
Sandschwund und Landschwund
Strände können grundsätzlich auf natürlichem Weg wachsen, also ihre Fläche vergrößern oder schrumpfen. Ein bekanntes Beispiel für natürlichen Landschwund ist die Insel Sylt. Durch natürliche Erosion, also das Meer und den Wind wird Sand abgetragen und die Strände schrumpfen. Bewohnte Gebiete versucht man auch mit aufgeschüttetem Sand zu schützen, sagt Klaus Schwarzer. Er ist Küstengeologe an der Universität Kiel.
"Wir wissen, dass der Meeresspiegel steigt. Darauf würde eine Küste so reagieren, dass sie sich ganz natürlich zurückverlagert. Das kann sie aber nicht, weil sie letztlich durch die menschliche Besiedelung befestigt ist."
Wenn die natürliche Rückverlagerung wegen der Besiedlung durch den Menschen nicht mehr funktioniert, die natürliche Erosion aber weiter voranschreitet, dann versucht der Küstenschutz die Erosion einzugrenzen, beispielsweise die Küste zu verfestigen. Manchmal wird Sand mit speziellen Saugbagger-Schiffen ein paar Kilometer vor der Küste vom Grund abgepumpt, über Leitungen Richtung Strand transportiert und dann am Sylter Strand wieder aufgeschüttet.
Sandabbau als ökologisches Problem
Verglichen mit industriellem Sandabbau ist Sandklau durch Touristen nur ein kleines Problem. Klaus Schwarzer spricht von einem dramatischen Küstenrückgang wegen des Sandabbaus in etlichen Ländern. Das betrifft beispielsweise Indien, China, den Senegal oder Kambodscha. Überall dort wird viel Sand abgebaut – auch illegal.
Das ist dann Sand, der vor allem für den weltweiten Bau-Boom gebraucht wird – also für Beton, der dann in Gebäuden oder Straßen landet. Der Sand wird auch für künstliche Inseln, wie etwa in Singapur oder Dubai, genutzt. Weltweit gibt es eine große Nachfrage nach Sand, deshalb wird der Rohstoff inzwischen auch in Flüssen illegal abgebaut, sagt Klaus Schwarzer.
"Die Flüsse liefern den Sand für das Meer. Wenn der Sand schon in den Flüssen abgebaut wird, wie in China, dann kann vorne im Meer nichts mehr ankommen."
Übermäßiger Sandabbau verursacht eine Vielzahl von Problemen. Zum einen fehlt der Sand in den Flüssen. Das bedroht den Lebensraum vieler Tiere, die auf diesen Sand angewiesen sind. An den Küsten kommt dann weniger Sand an, was zur Folge hat, dass sie schrumpfen. Die Küsten und auch das Hinterland sinken ab – die Gefahr für Überflutungen steigt. Außerdem kann das Wasser nach einer Überflutung nicht mehr so schnell wieder abfließen.
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