Die Firma Planet Labs steuert aus Berlin mehr als 100 Mini-Satelliten, die täglich Aufnahmen von der gesamten Erdoberfläche machen. Das Unternehmen sagt: Unsere Privatsphäre sei gewahrt. Aber für Geld bekommen wir bessere Bilder mit höherer Auflösung.

Wir können es uns ein bisschen so vorstellen wie Google Maps, oder Google Earth: Bilder von Satelliten aus dem All, die ziemlich scharfe Fotos von unserer Erdoberfläche machen. Nur, dass Googles Bilder schon ein paar Jahre alt sind - die Fotos von Planet Labs werden jeden Tag neu gemacht. 

Satelliten groß wie "Ghettoblaster mit Solarflügeln"

In 500 Kilometern Höhe lässt Planet Labs seine Satelliten fliegen, die aussehen wie kleine Ghettoblaster mit Solarflügeln, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Robert Ackermann. Er hat das Unternehmen unter strengen Sicherheitsauflagen besucht und war beeindruckt vom sogenannten Mission Control Center - mitten auf dem Kurfürstendamm in Berlin.   

"Dort zeigen Monitore Satelliten, die um die Erde kreisen und Bilder von kugelförmigen Empfangsstationen auf der ganzen Welt."
Robert Ackermann, Deutschlandfunk Nova

Die Bilder der vielen Satelliten im All stellt Planet Labs frei zur Verfügung. Man muss sich nur vorher anmelden. Interessant ist das beispielsweise, wenn man sich angucken will, welche Fortschritte Großbaustellen in der eigenen Stadt machen, wie es um die Korallen im Great Barrier Reef steht, oder einfach nur, wie sich die Natur im Herbst verändert. Marcus Apel von Planet Labs sagt, die Aufnahmen sind nicht nur etwas für Neugierige, sondern haben auch wirtschaftlichen Nutzen. 

"Wenn Sie unterirdische Pipelines haben, möchten Sie vielleicht einfach wissen, wie sich die Vegetation über den Gebieten entwickelt oder wo die Pipeline unterirdisch verläuft."
Marcus Apel, Planet Labs
© imago | tagesspiegel
Marcus Apel, Planet Labs

Gegen Geld: gezielte Satellitenbilder plus Datenpaket

Unternehmen können von Planet Labs sogar spezifische Auswertungen bekommen, beispielsweise wenn Investoren wissen wollen, wie viele Container in einem bestimmten Hafen umgesetzt werden. Diese Informationen muss man dann aber bezahlen. Das heißt: Gegen Geld gibt es gezielte Aufnahmen mit höherer Auflösung und ein umfassenderes Datenpaket.  

Bilder können vom Militär genutzt werden

Genaue Auswertungen von Standorten sind auch für das Militär interessant. Beispielsweise lässt sich auslesen, wie viel Öl sich noch in einer Raffinerie in Syrien befindet. Im Kontrollzentrum erfährt Robert Ackermann, dass Daten dieser Art - die militärisch nutzbar sind - einer Ausfuhrkontrolle unterliegen, wofür ein spezielles Bundesamt und der Bundesnachrichtendienst zuständig ist. 

Wer jetzt den Gedanken hat, dass die Satellitenbilder vielleicht dabei helfen könnten, zu erfahren, ob der Partner hin und wieder Besuch von jemand anderem zu Hause empfängt, wird enttäuscht sein. Die Bilder, die wir über den kostenfreien Zugang bekommen, sind zwar beeindruckend, aber nicht scharf genug um so nah ran zu zoomen. Das hat auch was mit der Sicherheit unserer Daten und Privatsphäre zu tun, sagt Marcus Apel: 

"Sensible Informationen wie Gesichter, Nummernschilder oder Hausnummern können wir nicht zur Verfügung stellen."
Marcus Apel von Planet Labs

Marcus Apel betont, unsere Privatsphäre sei auf jeden Fall gewährleistet. Aber trotzdem wissen wir, gegen Geld bekommt man bessere Auflösungen von etwa 80 Zentimeter pro Pixel, sagt Robert Ackermann. 

Die Technik dazu gibt es und sie entwickelt sich weiter. Planet Labs ist nicht das einzige Unternehmen dieser Art. Es gebe inzwischen einige private Weltraumfirmen im Satelliten-Geschäft, die Daten und Bilder liefern, sagt Robert Ackermann. Es sei von einer neuen Gründerzeit im All die Rede, von New Space. 

"Es wird erwartet, dass in zehn Jahren etwa 10.000 Satelliten um die Erde kreisen. Viele davon mit großem Datenhunger."
Robert Ackermann, Deutschlandfunk Nova

Ebenfalls interessant:

Shownotes
Satellitenaufnahmen von Planet Labs
Bilder aus dem All für alle
vom 15. November 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Robert Ackermann, Deutschlandfunk Nova