• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Unser Smartphone, unser Wegweiser: Ob der nächste Bankautomat oder der Weg von A nach B - Navigationssysteme sind Alltagshelfer. Bisher nutzen sie das US-System GPS, doch die Europäische Union baut mit Galileo ein eigenes Satellitennetz auf. Astrophysiker Michael Büker erklärt die Vorteile von Galileo.

Am Mittwoch hat eine Ariane-5-Rakete vier weitere Satelliten in den Weltraum geflogen. Damit ist das europäische Navigationssystem Galileo nun fast komplett. Der Hauptgrund dafür, dass die EU ein eigenes Satellitennetz aufbaut: Sie will damit unabhängig von GPS sein, das die Vereinigten Staaten kontrollieren.

Wenn es den Amerikanern jemals einfallen sollte, GPS aus welchen Gründen auch immer abzuschalten, wüsste kein Logistikkonzern bei uns mehr, wo sein Lkw sich befindet. Bei uns würden auch sämtliche Navigationssysteme ausfallen.
Monika Hohlmeier, CSU, Abgeordnete im Europäischen Parlament

Auch andere Staaten bauen aktuell eigene Navigationssysteme auf: Russland hat Glonass entwickelt, China arbeitet an Beidou und Indien hat einen regionalen Satellitendienst in Betrieb genommen. Alle funktionieren im Prinzip ähnlich, doch ist Galileo das einzige System, das nicht militärisch, sondern zivil kontrolliert wird. Über GPS etwa bestimmt die US-Luftwaffe und damit Präsident Donald Trump, erklärt Astrophysiker Michael Büker.

Weil in den Galileo-Satelliten deutlich bessere Bauteile und fortschrittlichere Software zum Einsatz kommen, rechnet man mit einer viel größeren Genauigkeit: nämlich bis zu einem Meter, und unter günstigen Umständen sogar im Zentimter-Bereich.
Michael Büker, Astrophysiker

Außerdem gibt es einen weiteren Vorteil: Galileo ist genauer. Das

ist gut für uns, wenn wir den Weg zur nächsten Party suchen. Aber das neue System kann auch den Verkehr besser lenken und bietet ein zusätzliches Sicherheitssystem für Starts und Landungen an Flughäfen.

Ab 2019 soll Galileo unabhängig funktionieren

Das Satellitensystem funktioniert so: Alle aktuell 26 von insgesamt 30 geplanten Satelliten haben Atomuhren an Bord. Die funken die Uhrzeit ans Smartphone, das durch physikalische Berechnungen wiederum herausfinden kann, wo es sich befindet. Aktuelle Handymodelle unterstützen Galileo bereits. Das funktioniert auch ohne Netz, weil das Handy nur das Satellitensignal braucht - perfekt für Funklöcher oder im Ausland.

Das Schöne ist: Das funktioniert sogar, wenn man kein Netz hat, denn man braucht nur das Signal der Satelliten selbst.
Michael Büker, Astrophysiker

Aktuell funktioniert Galileo jedoch nur in Kombination mit einem der militärisch kontrollierten Systeme der anderen Staaten, zum Beispiel GPS. Laut Deutschem Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), das an Galileo beteiligt ist, sollen Nutzer ab Anfang 2019 ausschließlich mit Galileo-Signalen global navigieren können.

Mehr zum Thema:

  • Die neue Vermessung der Welt  |   Ein Londoner Unternehmen hat ein System entwickelt, mit dem zukünftig jeder Ort leicht und exakt gefunden werden soll: Über einen eindeutigen Namen, bestehend aus drei Wörtern.
  • Galileo: Der GPS-Konkurrent  |   Der europäische Konkurrent zum Satellitennavigationssystem aus den USA hat ziemlich viele Pleiten hinter sich. Die EU hält trotzdem daran fest.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
EU-Navigationssystem Galileo
Genauer als GPS - und unabhängig von den USA
vom 25. Juli 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker