Braucht ein Satz am Ende überhaupt noch einen Punkt? Millenials scheinen das mit einem klaren "Nein" zu beantworten. Wir Sprach-Korinthenkacker von DRadio Wissen gehen der Sache auf den Punkt.
Wir (oder zumindest der Autor, der das hier geschrieben hat) finden den Punkt geil. Deshalb. Gleichen. Wir. Die. Bilanz. Ein. Wenig. Aus. Und. Packen. Besonders. Viele. Punkte. In. Diesen. Text. (Keine. Sorge. Nur. Spaß. Ihr. Könnt. Ruhig. Weiterlesen...)
"Freu mich auf dich" oder "Läuft bei Dir". Alles kurze, knappe Sätze, die ihr vielleicht diese Woche irgendwem zugeschickt habt – und wenn nicht ihr, dann hat sie bestimmt irgendwer anders irgendwem zugeschickt. Die Frage, die ihr euch stellen solltet: Habt ihr am Ende auch einen Punkt gemacht? Braucht ein Satz überhaupt noch einen Punkt?
"Der Punkt hat es schwer bei uns hippen Smartphone-Millenials. Er wird definitiv seltener verwendet als früher."
Diese Beobachtung hat auch der britische Sprachwissenschaftler David Crystal gemacht, einer der Experten auf der Welt für die Frage, wie sich Sprache und Rechtschreibung im Laufe der Zeit verändern. Zum ersten Mal hat er das mit dem weggelassenen Punkt bei den Textmessages bemerkt, die ihm seine Tochter geschickt hat:
"I found that nobody in her Generation was doing it and then I looked further and found that actually a number of older people was doing it as well."
Der Punkt ist also schlichtweg nicht mehr nötig bei so kurzer Kommunikation, sagt Crystal.
Das Ausrufezeichen ist der neue Punkt
Wir verzichten bei den meisten Ein-Satz-Nachrichten auf den Punkt. Setzen stattdessen aber eine Menge Ausrufezeichen, gerne auch mal zehn am Stück.
"Wer böse ist würde sagen: Als Digital-Smombie muss man alles rausSCHREIEN, damit es noch gehört wird."
Dass wir Millenials den Punkt töten, ist eine These, die gerade in mehreren englischsprachigen Zeitungen verbreitet wird. Blätter wie "The Telegraph" oder "New York Times" berufen sich dabei alle auf David Crystal. Da haben die aber etwas übertrieben, sagt der selbst.
"It’s changing it’s meaning and it’s used less, but I don’t think it will vanish. Not at all."
Denn es gibt ja auch digital jede Menge Texte, die lang sind, wo wir den Punkt als Satztrenner brauchen.
Der Punkt bekommt eine neue Bedeutung
Ganz verschwinden wird der Punkt also nicht, das sagt auch Crystals deutscher Kollege, Martin Haase von der Uni Bamberg.
"Wenn man den Punkt nicht mehr als Satzzeichen braucht, dann bekommt er natürlich eine Bedeutung, wenn man ihn plötzlich setzt."
Das sehe man sehr schön, insbesondere bei Slogans und bei der Werbung, dass plötzlich Punkte gesetzt werden und jedes Wort mit einem Punkt abgeschlossen wird, um zu zeigen: Das ist jetzt besonders wichtig.
Auch in ganz normalen Whats-App-Nachrichten wird der Punkt inhaltlich wichtig. David Crystal hat ein schönes Beispiel. Es geht um eine Party und wer da alles eingeladen ist.
"If I say: John will be there. And I don’t put a full stop at the end, it means: John will be there. But if I put one, it means: Oh Dear! I wish he wasn’t coming."
Der Punkt wird also zu einer Art Emoji. Allerdings eines, das relativ schwer zu entschlüsseln sein wird für alle, für die der Punkt einfach noch das Ende eines Satzes ist oder die vielleicht etwas anderes darunter verstehen.
Der Punkt als Emoji
Sprachwissenschaftler Martin Haase sagt deshalb: Aufpassen, was man da reininterpretiert.
"Es muss jetzt praktisch neu wieder unter den Sprechern ausgehandelt werden, was eigentlich der Punkt bedeutet."
Punkt.