Zwischen Saudi-Arabien und dem Iran herrscht Eiszeit: Die Saudis haben alle diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen, den Handel mit dem Iran gestoppt und mit dem Flugzeug kommt man auch nicht mehr über die Grenze. Iranische Pilger dürfen allerdings nach wie vor die heiligen Stätten in Mekka und Medina besuchen. Welcher Plan steckt dahinter?

"Das Königshaus sieht sich als religiöse Kraft. Als Hüter der heiligen Stätten Mekka und Medina. Das Königshaus will vor allem an der Macht bleiben, nicht unbedingt sie ausbauen."
Sebastian Sons, Islam- und Politikwissenschaftler

Saudi-Arabien stehe seit einiger Zeit enorm unter Druck, sagt Sons. Der König sieht sich umzingelt von Feinden. Ihm gehen die Verbündeten aus. Und der Iran – das ist nicht neu – ist das Feindbild Nummer 1, schon seit der islamischen Revolution im Iran 1979.

"Das Feindbild Iran wird von Saudi-Arabien gehegt und gepflegt."
Sebastian Sons

Das Königshaus sehe sich im Recht, dass es die vermeintlichen Terroristen hingerichtet hat. Die Reaktion aus dem Iran – und die Kritik aus dem Westen – sei für die Saudis völlig ungerechtfertigt. Vor allem der Übergriff auf die saudische Botschaft in Teheran werde massiv kritisiert. Und das müsse man auch verstehen, sagt Sons.

Sturm auf die Botschaft

Die Spannungen zwischen beiden Ländern hatten sich verschärft, nachdem Saudi-Arabien einen schiitischen Geistlichen und 46 weitere zum Tode verurteilte Häftlinge hingerichtet hatte. Im mehrheitlich schiitischen Iran stürmte daraufhin eine wütende Menge die saudische Botschaft.

"Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Saudi-Arabien und der Iran müssen sich schnell beruhigen, um die akuten Probleme in Syrien und dem Jemen lösen zu können."
Sebastian Sons

Denn ohne die beiden gehe es nicht, sagt Sons. Man sehe, dass sich der Wind etwas gedreht habe. Mittlerweile scheint im Westen nicht mehr der Iran, sondern Saudi-Arabien der Bad Guy zu sein. Kritik sei zwar richtig, aber "reines Draufhauen" werde nicht genügen.

"Man muss schauen, dass man die Interessen Saudi-Arabiens zumindest versteht und ihnen auch zuhört."
Sebastian Sons

Die Kontakte von westlicher Seite einzufrieren oder gar Wirtschaftssanktionen zu verhängen, würde allerdings nur dazu führen, dass sich Saudi-Arabien weiter isoliert, glaubt Sons.

Shownotes
Saudi-Arabien
Welche Strategie verfolgt das Königshaus?
vom 05. Januar 2016
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Sebastian Sons, Islam- und Politikwissenschaftler von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP)