Sie sind winzig und es gibt davon einfach viel, viel mehr als Menschen: Die jüngste Theorie zur Anzahl aller Ameisen auf unserem Planeten überzeugt die Biologin Christina Grätz. Sie hat Erfahrung mit den Tieren.
Jedem einzelnen Menschen stehen schätzungsweise rund zweieinhalb Millionen Ameisen gegenüber. Außerdem ergibt die Gesamtheit aller Ameisen eine Biomasse von 12 Megatonnen.
Ein Team von Biologinnen und Biologen der Universität Hong Kong hat diese Werte mit Hilfe von knapp 500 Einzelstudien ermittelt und ihre Ergebnisse unter dem Titel "The abundance, biomass, and distribution of ants on Earth" in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht. Der Volltext ist nur Abonnierenden zugänglich.
"Wenn man weiß, wieviele Ameisen zum Beispiel in einem Waldameisennest im Wald leben, kann man sich vorstellen, dass das durchaus eine realistische Zahl ist."
Christina Grätz hat regelmäßig die Hände voller Ameisen. Auch wenn die Tiere nie gezählt werden, sondern ihre Anzahl stets geschätzt wird, gebe es Erfahrungswerte.
Millionen Tiere unterwegs
Die Biologin findet die von den Forschenden ermittelten Zahlen vorstellbar, sie selbst ist regelmäßig an Ameisenumsiedlungsprojekten beteiligt. In diesem Jahr hat sie zum Beispiel bei Stendal zwei Ameisennester umgesiedelt.
"Sie sind die Polizei des Waldes. Das ist wirklich eine herausragende Bedeutung, die die Ameisen haben."
Sie vermutet, dass in einem der Nester mehrere Millionen Tiere lebten, vielleicht zwei Millionen. "Das hat nicht aufgehört", sagt sie. Ein Nest hatte etwa zehn Meter Durchmesser.
Waldameisen als Waldpolizei
Für sie war das eine neue Dimension: "Das war das Größte, was ich jemals umgesiedelt habe." Sie weist darauf hin, dass die Tiere eine Vielzahl von Aufgaben im Ökosystem haben – abhängig vom Lebensraum. Sie nennt beispielhaft bei den Waldameisen :
- Schädlingsbefall reduzieren
- Verbreitung von Pflanzensamen
- Auflockerung des Erdreichs
Christina Grätz ist überzeugt, dass Menschen grundsätzlich die Komplexität des Lebensgeflechts, für das die Waldameise steht, nicht komplett überblicken. Über das Aussterben von Tierarten sagt sie deswegen: "Egal welche Artengruppe fehlt, das wird sich im Nachhinein bemerkbar machen im Gesamtsystem."