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Probleme mit dem Einschlafen und Durchschlafen fällt manchen schwer. Ein Therapieplatz ist kaum zu bekommen. Wer an einer Insomnie leidet, kann sich aber von seiner Hausärztin eine Therapie-App verschreiben lassen. Wie gut ist die Therapie per App?

"Ich hätte nie gedacht, dass das so gut hilft, nie. Ich bin echt begeistert."
Tina, Über-Schlafen-Hörerin zu der Therapie per App

Das sagt Über-Schlafen-Hörerin Tina über die Therapie per App. Schon seit ihrer Kindheit hat sie Schlafprobleme, erzählt sie. Im Erwachsenenalter mit Vollzeitjob und ihrem Hobby Marathonlaufen war es für sie dann nicht mehr auszuhalten. Tina hat vieles versucht zum Beispiel autogenes Training oder Yoga. Am Ende, so erzählt sie, wollte ihr Hausarzt ihr Schlafmittel verschreiben.

Weil sie aber wusste, dass diese sie abhängig machen können, hat sich Tina an Schlafforscherin Christine Blume von unserem Podcast gewandt. Christine empfahl ihr dann eine Therapie per App.

"Man muss in den ersten beiden Wochen ein Schlaftagebuch führen und aufschreiben, wann man ins Bett geht, wie lange man zum Einschlafen braucht."
Tina, Über-Schlafen-Hörerin zu der Therapie per App

User notieren, wie lange sie dann am Stück schlafen und außerdem, wie oft sie aufwachen, wann sie morgens aufstehen, wie sie den Schlaf einschätzen, ob der gut war oder schlecht. Anhand der eingegebenen Daten ermittelt die App Lösungsvorschläge.

Die App speichert die Daten und schlägt eine Verhaltensänderung vor. Bei Tina war es so, dass sie meist gegen 21:30 Uhr bis 22 Uhr ins Bett gegangen ist und um 6 Uhr aufstehen musste. In dieser Zeit hat sie etwa drei Stunden wach gelegen. Die App schlug ihr vor, von nun an um 23:30 Uhr ins Bett zu gehen und weiterhin um 6 Uhr aufzustehen.

Was steckt hinter dieser Empfehlung? 

Schlafforscherin Christine Blume kann es sagen: "Aus dem Schlaftagebuch hat die App ermittelt, dass Tina durchschnittlich sechseinhalb Stunden pro Nacht geschlafen hat. Und da sagt die App: Wenn Tina nur sechseinhalb Stunden pro Nacht schläft, sollte sie auch nicht mehr Zeit im Bett verbringen und deshalb soll sie eben später ins Bett gehen", so Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel.

Der Plan hätte von der Schlafforscherin selbst sein können, sagt sie. Denn dahinter steckt eine Taktik: Tina wird durch die wenigen Stunden Schlaf über Tag müde, ihr innerer Akku entleert sich stark. Also ist sie am Abend so müde, dass sie besser ein- und durchschlafen kann. In den sechseinhalb Stunden kann sie ein Erfolgserlebnis haben: Sie schläft durch. Dadurch lernt ihr Körper, dass das wieder geht.

Wenn das gut funktioniert und der Patient oder die Patientin ihren Fortschritt in der App festhält, dann verlängert die App in einem nächsten Schritt die Zeit im Bett um eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde. So kann nach und nach wieder ein stabiler Schlaf über mehrere Stunden, vielleicht sogar acht Stunden, aufgebaut werden.

Schlafforscherin Christine Blume sagt, die Apps haben gute Erfolgschancen: "Für die Apps wurde die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie – das ist ja das, was ich bei uns in der Schlafambulanz auch anbiete – quasi einfach in den digitalen Raum übertragen. Manche Studien finden für digitale Therapien ähnlich gute Ergebnisse wie bei einer Therapie in Präsenz", meint sie.

"Für die Apps wurde die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie einfach in den digitalen Raum übertragen."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Für wen die Schlaf-Therapie per App Sinn macht

Schlafforscherin Christine Blume sagt: Probieren schadet nie. Gerade weil es schwer ist, einen Therapeuten oder eine Therapeutin zu finden, der oder die in der Nähe ist und die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie anbietet. Und sei es auch nur zur Überbrückung von Wartezeiten.

"Wenn man sich die aktuelle Versorgungssituation anschaut und die Länge der Wartelisten, dann kann sich das wirklich lohnen, eine App zu probieren - und wenn es nur zur Überbrückung der Wartezeit ist."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Über-Schlafen-Hörerin Tina kann dank der Therapie per App viel besser schlafen und kann sich in ihrem Leben auf anderes konzentrieren.

"Ich hab auch jetzt manchmal noch eine schlechte Nacht, aber dann finde ich das gar nicht mehr schlimm. Also ich fühle mich einfach viel, viel freier und viel besser körperlich, aber auch geistig, weil ich mich eigentlich mit dem Thema gar nicht mehr auseinandersetze. Früher hat das immer auch meinen Tag bestimmt. […] Und das fühlt sich jetzt viel, viel besser an", berichtet Über-Schlafen-Hörerin Tina zu der Therapie per App.

Wenn ihr mehr zu Tinas Geschichte wissen wollt und erfahren wollt, welche Apps es gibt und wie man dran kommt, dann hört rein in die aktuelle Folge Über Schlafen mit Schlafforscherin Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.