Wenn jemand nachts nicht im Bett liegen bleibt, sondern umherläuft, vielleicht sogar kocht oder Auto fährt, und sich am nächsten Morgen nicht erinnern kann, dann sprechen wir vom Schlafwandeln. Zwei bis vier Prozent der Erwachsenen schlafwandeln. Wie kommt es dazu?

Schlafwandeln zählt als sogenannte Parasomnie, also ungewöhnliches oder unerwünschtes Verhalten im Schlaf. Dabei vermischen sich Wachsein und Schlafen. Meist schlafwandeln die Betroffenen in der ersten Hälfte der Nacht – und zwar im Tiefschlaf. Sie können ihre Bewegungen nicht mehr so gut koordinieren und verhalten sich ungeschickt.

Es ist aber nicht so, dass sie überhaupt nicht auf ihre Umwelt reagieren. Sie können Licht und Dunkel wahrnehmen und sich auch in der eigenen Wohnung orientieren. Offene Augen beim Schlafwandeln sind auch nicht ungewöhnlich. Am nächsten Morgen erinnern sich die meisten Menschen nicht oder kaum mehr daran, dass sie nachts aktiv waren.

Verletzungen durch das Schlafwandeln sind Einzelfälle

Das Netz ist voll mit Geschichten von Unfällen oder Verbrechen, die passieren, weil ein Mensch schlafwandelt. Das sind aber eher Ausnahmen. Die meisten Menschen wandeln in der Wohnung umher und wachen nach einigen Minuten auf oder gehen wieder zurück ins Bett.

“Das Schlafwandeln an sich ist nichts Schlimmes, aber die Gefahr sich selbst oder andere zu verletzen ist ein Behandlungsgrund.”
Christine Blume, Schlafforscherin

Kinder schlafwandeln häufiger als Erwachsene. Studien gehen davon aus, dass 15 Prozent der Kinder schlafwandeln. Das könnte daran liegen, dass sie längere Tiefschlaf-Phasen haben. Auch die Entwicklung des Gehirns spielt wahrscheinlich eine Rolle. Bei den meisten hört das Schlafwandeln dann mit dem Erwachsenwerden auf.

Wie entsteht Schlafwandeln überhaupt?

Wer schlafwandelt, hat meist generell einen instabilen Schlaf. Betroffene wachen häufiger aus dem Tiefschlaf auf als gesunde Schläferinnen und Schläfer. Ihr Gehirn zeigt also mehr sogenannte Weckreaktionen. Das passiert sogar in Nächten, in denen sie gar nicht schlafwandeln. Schlafwandeln wird dadurch aber eben auch wahrscheinlicher. Denn dieser Zustand zwischen Wachsein und Schlafen kann so leichter entstehen. Dazu kommt: Der innere Akku wird bei ihnen nicht so gut aufgeladen. Dadurch sind sie am Tag auch häufiger müde.

“Bei Schlafwandlern wird beim Aufladen des inneren Akkus quasi immer wieder der Stecker gezogen, weil sie immer wieder aufwachen. Und dadurch ist der Schlaf nicht so erholsam.”
Christine Blume, Schlafforscherin

Personen, die jemanden in der Familie haben, der oder die schlafwandelt, haben eine zehnmal höhere Wahrscheinlichkeit auch zu schlafwandeln. Unsere Gene haben also einen Einfluss darauf, ob wir als Erwachsene zu den Schlafwandlern gehören. Dazu kommt: Alles, was den Schlaf unruhiger macht, erhöht bei Menschen, die zum Schlafwandeln neigen, auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie nachts umher laufen.

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge darüber, was Schlafwandler*innen tun können, um sich selbst zu schützen. Außerdem klären sie Mythen über das Schlafwandeln und zwei Schlafwandlerinnen erzählen von ihren Erlebnissen.

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