Wer über einen längeren Zeitraum nicht einschlafen oder durchschlafen kann - oder sogar beides zusammen - hat Insomnie. Wie fühlt sie sich an? Und wie viele Menschen betrifft die Insomnie?

Die Schlafforschung spricht von einer Insomnie, wenn die Symptome mindestens vier Wochen oder länger anhalten, regelmäßig auftreten, also an drei Tagen pro Woche oder mehr - und die Betroffenen dadurch stark leiden. Typisch bei einer Insomnie ist, dass die Menschen nicht einschlafen können, nicht durchschlafen können - oder beides zusammen. Auch das sogenannte “frühmorgendliche Erwachen” kommt häufig vor. Dabei wacht die betroffene Person regelmäßig lange vor dem Weckerklingeln auf, kann nicht mehr einschlafen und fühlt sich dadurch nicht gut.

"Wir sprechen bei der Insomnie oft von einer 24-Stunden-Erkrankung. Es ist nicht nur die Nacht, sondern auch der Tag ist betroffen."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin

Halten die Probleme über drei Monate oder länger an, dann ist es eine “chronische Insomnie”. Für Betroffene wird der Schlaf häufig zum zentralen Thema. Sie denken auch tagsüber darüber nach, ob sie in der nächsten Nacht gut schlafen können oder fühlen sich gestresst, weil sie Angst haben, ihren Alltag nicht bewältigen zu können.

Über Schlafen-Hörerin Maren hat Insomnie. Bei ihr treten die Symptome besonders dann auf, wenn sie zum Beispiel bei der Arbeit eine wichtige Deadline einhalten muss.

"Währenddessen ist es dann so, dass ich mich total irrational in die Arbeitssituation reinsteigere. Das geht dann so weit, dass ich mir Horrorszenarien ausmale bis dahin, dass ich gekündigt werde."
Über-Schlafen-Hörerin Maren hat Insomnie

In den westlichen Industrienationen leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung an einer chronischen Insomnie. Studien, wie zum Beispiel der DAK-Gesundheitsreport, legen auch nahe, dass die Zahl der Menschen mit Insomnie zugenommen in den vergangenen Jahren hat . Natürlich kann sich in den Zahlen aber auch niederschlagen, dass Menschen eher über ihre Insomnie sprechen. Schlafforscherin Christine Blume geht davon aus, dass beides hier zusammen spielt: Also mehr Menschen haben eine Insomnie, aber dadurch, dass mehr Menschen darüber sprechen, sind sie eben nicht mehr Teil der Dunkelziffer, sondern tauchen in der Statistik auf.

In der aktuellen Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge darüber, wie sich eine Insomnie anfühlt, zwei Betroffene erzählen von ihren Nächten und Christine Blume erklärt, woher die Insomnie kommen kann.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Schlafstörung
Insomnie - Wann wird’s kritisch?
vom 27. Juni 2023
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin
    Unsere Quellen:
  • Riemann, D. et al. (2017). S3-Leitlinie nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Somnologie.
  • Daley, M. et al. (2009). The Economic Burden of Insomnia: Direct and Indirect Costs for Individuals with Insomnia Syndrome, Insomnia Symptoms, and Good Sleepers. Sleep.
  • Palagini L, Biber K, Riemann D (2014) The genetics of insomnia – evidence for epigenetic mechanisms? Sleep Medicine Reviews.
  • Morin CM, Jarrin DC, Ivers H, Mérette C, LeBlanc M, Savard J. (2020). Incidence, Persistence, and Remission Rates of Insomnia Over 5 Years. JAMA Network Open.