Den Schneidern geht der Nachwuchs aus. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Bezahlung an den Mindestlohn gebunden ist.

Wer Schneider werden möchte, sollte wirklich tapfer sein oder viel Herzblut mitbringen: Die Bezahlung ist an den Mindestlohn gebunden. Wer selbstständig ist, muss wie in jeder Branche viele Überstunden leisten und natürlich auch Wochenendarbeit einplanen. Julia Schlenger ist Maßschneiderin und kennt viel Situationen, die ihr Kreativität und Flexibilität abverlangt haben. Beispielsweise, wenn sie einer Kundin ein Abendkleid auf den Leib schneidert und es dann bei der nächsten Anprobe nicht mehr passt, weil die Auftraggeberin ein paar Pfunde zugelegt hat. Dann muss die neue Lieblingsklamotte neu angepasst werden. Und wehe, wenn dann kurz vor dem Ball, bei dem das Kleid zum Einsatz kommt, doch alles wieder zu weit ist. Dann heißt es wieder: Stoff auslassen, anpassen, umnähen. All das hat Julia Schlenger schon erlebt.

Wie schade, dass man so ein Kleid nicht jeden Tag tragen kann

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Wenig Geld, viel Arbeit

Silvia Klos hat ein eigenes Modellabel für Braut- und Festmode. Sie ist auf der Suche nach Auszubildenden, findet aber niemanden. Viele wollen höchstens ein Schneiderpraktikum machen, um dann ein Studium im Fach Modedesign anzuschließen. Der Schneiderjob hat nicht viel Prestige, fordert handwerkliches Geschick, akribisches Arbeiten, Schnelligkeit und Überstunden. Oft bleibt nur wenig Zeit, um einen Auftrag umsetzen. Nur wenige wissen die Arbeit von Schneiderinnen und Modedesignerinnen zu schätzen. Oft sieht ein Laie auch nicht, wie viel Handarbeit, Mühe und Detailgenauigkeit in einem Einzelstück steckt. Viele sind nicht bereit für ein handgeschneidertes Kleid - sozusagen ein Couture-Kleid - einen zwar hohen, aber angemessenen Preis zu bezahlen. Manche können es sich schlichtweg nicht leisten oder schaffen sich ein so teures Kleid auch nur für einen einzigen Anlass an: die eigene Hochzeit.

Shownotes
Schneiderhandwerk
Nachwuchs mit Herzblut gesucht
vom 17. Mai 2015
Moderation: 
Paulus Müller
Gesprächsgast: 
Julia Schlenger & Silvia Klos