Nach einer Covid-Infektion sollten Betroffene nicht zu früh zurück ins Training gehen. Wilhelm Bloch von der Sporthochschule Köln rät, auf Signale des Körpers zu hören. Sonst können langfristige Schäden entstehen.
Die Rückkehr in den Leistungssport nach einer Coronainfektion kann schwieriger sein als wir vielleicht glauben. Bei den Olympischen Spielen von Paris sahen Zuschauende, wie sich die deutsche Top-Athletin Malaika Mihambo beim Weitsprung ungewohnt schwertat und sich erst im dritten Versuch die Teilnahme am Final-Wettbewerb sicherte. In den Finals springt sie 6,98 Meter und holt Silber. Nach dem Wettkampf wurde die 30-Jährige behandelt und in einem Rollstuhl aus der Arena geschoben.
In der Vorbereitung auf Olympia infizierte sich Malaika Mihambo mit Covid. Womöglich kostete sie die Virus-Erkrankung eine höhere Platzierung. Wann ist es sinnvoll, nach einer Erkrankung wieder mit dem Sport zu beginnen? Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Sporthochschule Köln beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem menschlichen Kreislauf. Im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova sagt er, dass Malaika Mihambo mit dem Verhalten möglicherweise sogar ihre Gesundheit gefährdete.
"Ich denke, dass Malaika Mihambo mit ihrer Olympia-Teilnahme ein gewisses Risiko einging. Zwei Monate zwischen Erkrankung und dem Sport-Wiedereinstieg sind zu viel für den Körper."
Nach Covid-Infektion auf Körpersignale achten – bevor wir mit Training beginnen
Malaika Mihambo habe sich nicht ausreichend erholen können, da die Lungenfunktion bei der Sportlerin zeitweise nicht maximal war, sagt der Experte. Allerdings, sagt Wilhelm Bloch, war das Risiko für Malaika Mihambos nicht allzu groß "da sie in guter Betreuung ist und ihre Gesundheit vorab gecheckt wurde". Die Belastung für den Körper sei bei einem Weitsprung vertretbar – ganz im Gegensatz zu einem 5.000-Meter-Lauf.
"Nach einer Covid-Infektion kann die Erholung länger brauchen – das zeigt das Beispiel von Malaika Mihambo."
Bis wir wieder die volle Leistungsfähigkeit nach einer Corona-Erkrankung abrufen können, könne demnach länger dauern als zum Beispiel nach einem Schnupfen, sagt der Sportmediziner. Wilhelm Bloch appelliert, dass wir nach einer Covid-Infektion sehr genau auf die Signale des Körpers hören sollten. Anhand dessen sollten Sportler*innen Training und Belastung anpassen.
Der Sars-Cov-2-Virus sei besonders zu bewerten, da "der Virus ein paar andere Pfeile im Köcher hat, die unseren Körper belasten", sagt Sportmediziner Wilhelm Bloch. Die Gefahren für den menschlichen Körper, die durch eine Covid-Infektion entstehen könnten, sollten wir nicht unterschätzen – "gerade, was die Langzeiteffekte und die Reduktion der Leistungsfähigkeit betrifft", erklärt der Wissenschaftler.
Worst Case: Post-Covid-Syndrom
Im schlimmsten Fall können Betroffene die Infektion chronifizieren und dann kann ein Post-Covid-Syndrom entstehen, erläutert Wilhelm Bloch. In dem Fall erlangen Sportler*innen womöglich die Leistungsfähigkeit nicht mehr.
"Post-Covid-Syndrom bedeutet, dass die Erkrankung lange Zeit anhält und Patienten noch ein oder zwei Jahre um ihre Leistungsfähigkeit bringt."
Wilhelm Bloch von der Sporthochschule Köln erklärt, dass sich die Leistungsfähigkeit der Betroffenen nach zu früher Belastung im Anschluss an eine Covid-Infektion auch auf den Alltag ausweiten könne. Das Thema Leistungsfähigkeit im Sport nach einer Covid-Erkrankung beschäftigt die Forschenden der Kölner Sporthochschule intensiv, weswegen gerade eine Langzeitstudie zu dem Thema erstellt wird.
"Wir machen eine Reihe von Programmen zum Thema Covid. Wie laufen die Mechanismen im Körper ab, ist eine Frage, mit der wir uns beschäftigen."
In einem aktuell laufenden Forschungsprojekt versuchen Mitarbeitende der Sporthochschule Patient*innen wieder an die Belastungsgrenze heranzuführen. An der Studie nehmen Betroffene einer Post-Covid-Erkrankung teil. Die Teilnehmenden trainieren dabei intensiv unter Aufsicht. Um die Ursachen und Mechanismen einer Covid-Infektion vollkommen zu erfassen, benötigen Sportmediziner*innen aber wohl noch eine ganze Zeit, erklärt Wilhelm Bloch von der Sporthochschule Köln.