Die Schotten verabschieden sich vom Billigalkohol – nicht freiwillig. Dort wurde ein Mindestpreis eingeführt. Wie das funktioniert, hat sich unsere Reporterin genauer angesehen.

Billig saufen – damit ist es Schottland erst mal vorbei. Seit dem 1. Mai gibt es nämlich Mindestpreise für alkoholische Getränke. Die richten sich danach, wie viel reiner Alkohol in einer Flasche ist. Das bedeutet: Whisky kostet mehr als Wein und Wein mehr als Bier. Unsere Reporterin Verena von Keitz hat zur schottischen Preispolitik recherchiert.

Hauptgrund für den Mindestpreis ist, dass die Menschen in Schottland davon abgehalten werden sollen, zu viel zu trinken, so Verena. In Schottland wird durchaus viel getrunken – und viele Menschen sterben daran. Im Jahr 2016 sind durch Alkohol laut schottischem Statistikamt 1265 Menschen umgekommen, im Durchschnitt sind das wöchentlich 25. Das ist die höchste Rate im Vereinigten Königreich.

Die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon hat im Interview stolz erklärt: Schottland sei als erstes Land der Welt kühn und mutig genug, Mindestpreise für Alkohol vorzuschreiben.

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Mindestens 50 Pence je 10 Milliliter

Nicola Sturgeon glaubt, dass andere Länder nachziehen werden, wenn sich die Vorteile zeigen. Der neue Mindestpreis trifft vor allem Billigfusel und Alkoholgetränke vom Discounter. Nach dem Gesetz müssen nun je 10 Milliliter reinem Alkohol mindesten 50 Pence berechnet werden, umgerechnet 57 Cent.

In Schottland gibt es beispielsweise Drei-Liter Flaschen Cider mit rund 7 Prozent Alkohol. Diese kosteten bisher etwa 3 Pfund. Der Mindestpreis führt dazu, dass sie nun mehr als 10 Pfund kosten. Billigwodka, Gin und Whisky mit um die 40 Prozent Alkohol gibt es jetzt auch nicht mehr für weniger als 13 oder 14 Pfund je 0,7 Liter-Flasche.

Die Whiskyindustrie klagte und verlor

Allerdings: Alkoholika, die ohnehin teuer sind, liegen ohnehin bereits weit über dem Mindestpreis, teurer Whisky etwa. 

Die Hersteller von alkoholischen Getränken in Schottland haben versucht, den Mindestpreis zu verhindern. Die schottische Whiskyindustrie hat 2012 dagegen geklagt, als das Gesetz gerade verabschiedet worden war. Im vergangenen Herbst hat der Oberste Gerichtshof dann entschieden, dass das Gesetz zulässig ist.

Preisanstieg wirkt, sagen Studien

Die Studienlage deutet stark darauf hin, dass ein Mindestpreis tatsächlich moderateres Trinken befördert. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Zahlen der Todesfälle sinken und Krankenhauseinweisungen weniger werden.

Es geht dabei aber nicht nur um langfristige Gesundheitsschäden, sondern auch um ganz unmittelbare Folgen, sagt Verena. Wenn weniger Alkohol getrunken wird, dann gibt es: 

  • weniger Verkehrsunfällen
  • weniger Verletzungen durch Prügeleien
  • weniger ungewollte Schwangerschaften

Mehr zum Thema Alkohol bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Schottland
Mindestpreis für Alkohol
vom 04. Mai 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz