Kennt ihr das? Ihr steigt im Winter auf euer Rad – und nach kurzer Zeit kommen euch die Tränen. Aber nicht, weil ihr glücklich oder traurig seid, sondern wegen der eisigen Kälte. Dazu kommt noch der Fahrtwind, am Ende kommt ihr so richtig verheult im Supermarkt oder auf der Arbeit an. Wir klären, was dahinter steckt.

Der Tränenfilm schützt unser Auge vor Reizen wie Fahrtwind, Fremdkörpern (etwa einem Staubkorn) – oder eben auch extremer Kälte. Unser Gehirn bekommt das Signal, die Augenschleimhaut zu befeuchten, damit die Augen nicht austrocknen. Sie sind nämlich im Winter wegen der Temperaturschwankungen zwischen in- und outdoor besonders empfindlich.

"Dass die Augen bei Kälte übermäßig viel tränen, ist ein Schutzmechanismus, weil die Augen im Winter besonders empfindlich sind durch die Temperaturschwankungen zwischen drinnen und draußen."
Büsra Tasdemir, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Wenn die Augen zu viel tränen, kann das aber auch ein Signal dafür sein, dass man zu trockene Augen hat und der Tränenkanal zu wenig Flüssigkeit produziert. Man spricht dann vom "Sicca-Syndrom".

Im Zweifel zum Augenarzt

Wer ziemlich oft tränende Augen hat, sollte das sicherheitshalber untersuchen lassen, rät Augenärztin Andrea Lietz Partzsch. Sind die Augen rot und verklebt, spricht das eher für eine infektiöse Bindehautentzündung. Stark tränen können die Augen aber unter anderem auch bei einer Hornhautreizung oder Entzündung der Regenbogenhaut.

Ab wann Kälte schädlich für unsere Augen ist, kommt auf die Temperatur an, so die Augenärztin. In unseren Breitengeraden eher nicht, bei hoch zweistelligen Minusgraden in Sibirien, bei denen alles einfriert, dagegen schon.

"Wir haben ja einen Tränenflüssigkeitsfilm auf den Augen. Bei extremen, sibirischen Temperaturen um die -40 Grad muss man natürlich aufpassen, dass nicht alles einfriert."
Andrea Lietz Partzsch, Augenärztin

Wenn eure Augen stark tränen, aber ihr den Check-up beim Augenarzt jetzt erst mal nicht hinbekommt (zum Beispiel, weil ihr lange auf einen Termin warten müsst), dann könnt ihr theoretisch eine Skibrille im normalen Straßenverkehr tragen, um eure Augen zu schützen.

Tipps bei tränenden Augen

Augenarzt Christian Theinert hat zwei weitere Hilfsansätze verraten, wenn eure Augen stark tränen:

  • Wattepads mit warmem Wasser tränken und einmal pro Tag für fünf bis zehn Minuten auf die geschlossenen Augen legen, anschließend eine vorsichtige Massage und Reinigung der Lidränder durchführen
  • Wer eine trockene Wärme bevorzugt, kann auch spezielle Wärmemasken für die Augen anwenden: hier gibt es Gelmasken, kleine Traubenkernkissen oder auch geschlossene Brillen, die die Augen sanft umschließen
Shownotes
Schutz vor Austrocknung
Im Winter produzieren wir mehr Tränen
vom 20. Dezember 2022
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Büsra Tasdemir, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin