Statt Frauen, die abtreiben wollen, zu kriminalisieren, sollten sie in ihrer Selbstbestimmung unterstützt werden, fordert ein breites Bündnis. Wie die Beratungsstelle Pro Familie die Kampagne bewertet, darüber spricht deren Vorsitzende in Eine Stunde Liebe. Außerdem geben wir einen Überblick, wie die Parteien sich zu Schwangerschaftsabbrüchen in ihren Wahlprogrammen stellen.

Seit 150 Jahren werden Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland über das Strafgesetzbuch geregelt. Ein breites Bündnis von Aktivistinnen, Beratungsstellen und Ärzten und Ärztinnen fordert die Abschaffung des Paragrafen 218.

Wenn eine Frau in Deutschland sich gegen eine Schwangerschaft entscheidet, muss sie drei Bedingungen erfüllen, um sich nicht strafbar zu machen:

  1. Der Abbruch muss in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft durchgeführt werden.
  2. Zuvor ist eine Schwangerschaftskonflikt-Beratung verpflichtend.
  3. Nach der Beratung müssen drei Tage vergehen, dann erst kann eine Frau den Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen.

Die Vorsitzende des Bundesverbandes Pro Famila, Dörte Frank-Boegner, erklärt wie ein Recht auf Beratung in Zukunft aussehen kann und nimmt Bezug auf Argumente von Lebensrechtlerinnen.

"Wir fordern ein Recht auf eine Schwangerschaftsberatung, aber keine Pflicht."
Dörte Frank-Boegner, Vorsitzende Bundesverband Pro Familia

Die Kampagne "150 Jahre Widerstand gegen §218 - Es reicht" und das Berliner Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung haben zum Ziel, dass die bisherige gesetzliche Regelung abgeschafft wird. "Der Schwangerschaftsabbruch ist eine Gesundheitsleistung, die für die Selbstbestimmung elementar ist und im Strafgesetzbuch nichts zu suchen hat. Wir fordern eine Absicherung dieses Rechts, statt einer grundsätzlichen Kriminalisierung, die zu Stigmatisierung und einer immer schlechter werdenden medizinischen Versorgung führt," fordert Ines Scheibe von der Kampagne.

Selbstbestimmungsrecht statt Kriminalisierung

Schwangerschaftsabbrüche werden in fast allen Wahlprogrammen der Parteien angesprochen. Neben den Linken scheinen sich die Grünen jetzt auch in einem Entwurf für die vollständige Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzen zu wollen. Eine Stunde Liebe gibt einen Überblick über die verschiedenen politischen Positionen.

Mehr zum Thema Schwangerschaftsabbruch und Beratung könnt ihr auch in dieser Eine Stunde Liebe-Sendung hören: Ungewollt schwanger - So läuft die Konfliktberatung ab.

Liebestagebuch

Außerdem: Im Liebestagebuch ist zum ersten Mal Transmann Mika zu hören. Seit fünf Monaten ist er in Hormonbehandlung. Mika hat auch eine Operation hinter sich, ihm wurden die Brüste abgenommen. Er erzählt, wie ihn 2013 ein Dokumentarfilm über einen Transmann dazu gebracht hat zu erkennen, warum er sich selbst unwohl fühlt.

Shownotes
Schwangerschaftsabbruch
Warum Abtreibung keine Straftat mehr sein soll
vom 28. Mai 2021
Moderatorin: 
Shanli Anwar