Secondhand-Kleidung zu verkaufen, ist für Händler oft aufwendiger als Neuware, aber in der Regel auch nachhaltiger und umweltschonender. Das Geschäft boomt, sodass auch große Player wie About You und H&M inzwischen gebrauchte Kleidung anbieten.
Oversized Blazer, Bralette-Tops, weite Hosen, cropped Hoodies und Jacken, Cut-outs und Schnürungen, leuchtende Knallfarben und monochrome Outfits sind gerade angesagt. Und natürlich lässt die Fashionbranche auch alte Trends aus vergangenen Jahrzehnten neu interpretiert wieder aufleben.
Wer "on trend" sein will, aber sich nicht alle paar Monate komplett neu einkleiden möchte und auch kein Freund von Fast Fashion ist, hat die Möglichkeit, Retrolooks, Vintageklamotten und Designerware gebraucht zu kaufen.
"Diese ganzen 90er und 2K-Brands mit den Adidas-Hoodies, den Nike-Sweatern, den Kappa- und Champion-Sachen, den Bootcut-Jeans, also alles, was Britney Spears und Christina Aguilera anhatten, ist wieder in."
Secondhand-Läden bieten eine breite Auswahl ehemals heiß geliebter Statement-Pieces, die sich mit neuen Teilen bestens kombinieren lassen. Gebrauchtes wieder aufleben zu lassen, ist nachhaltiger und schont bestenfalls auch das Budget ein wenig.
Je nachdem wie ausgefallen, selten oder einzigartig die Kleidungsstücke sind, desto mehr kostet der Spaß: Denn Secondhand bedeutet nicht gleich günstig, vor allem wenn die Nachfrage hoch ist. Ein T-Shirt kann, je nach Marke, unter zehn Euro oder aber auch deutlich über hundert Euro teuer sein.
33 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr allein mit gebrauchter Designermode umgesetzt, schätzt die Unternehmensberatung Bain.
"Wenn man so ein T-Shirt für 120 Euro verkauft, dann verkauft man es aus zwei Gründen so teuer: Weil es 'one of a piece' ist und total selten und man diesen Preis abrufen kann. Und zweitens, weil natürlich Arbeit dahinter steckt."
Altkleider werden zum Teil in Asien sortiert und wieder re-importiert
Die Zahl und die Art der Secondhand-Anbieter hat sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt Doris Schoger, die den Online-Blog "Rebound Stuff" betreibt. Neue Secondhand-Shops, die eine modebewusste jüngere Käuferschicht ansprechen, haben auch dafür gesorgt, dass sich das Image von Secondhand gewandelt hat. Muffige Altkleider gelten für viele inzwischen als Must-have-Einzelstücke.
Einer der größten neuen Anbieter von gebrauchten Klamotten ist das Mainzer Start-up Vinokilo, das Verkaufsevents in ganz Europa organisiert und auch mit der Online-Plattform About You zusammenarbeitet. Zudem gibt es Instagram-Shops wie "Heavin" oder "Peeces", lokale Kiloläden, die plötzlich neuen Zulauf bekommen.
Etablierte Unternehmen wie H&M haben inzwischen das Potenzial von gebrauchter Kleidung erkannt: Seit dem Sommer bietet die Kette firmeneigene Secondhand-Ware im Onlineshop an.
Nicht immer so nachhaltig, wie man denken könnte
Viele Händler kaufen Altkleider, die ursprünglich aus Europa stammen, aus Asien wieder zurück. Dort findet aus Kostengründen die meiste Sortierung statt. Deswegen wird die Ware dann in Läden auch oft zu Kilopreisen weiterverkauft. Durch den weiten Transport nach Asien und wieder zurück, falle auch bei Vintagemode viel CO2 an, sagt die Modeexpertin Doris Schoger. Nachhaltiger als neue Kleidung sei sie aber trotzdem: "Weil die Ressourcen, die in Baumwolle fließen, die Chemikalien, die es braucht, um Stoffe zu färben, die sind immer mehr als jeder Transport, der CO2 verursachen wird."
Aber es geht auch anders: Der Düsseldorfer Secondhand-Shop Vintage Revivals hat den Altkleidersammler Texaid im Rücken und muss daher keine Extra-Ware aus Asien zukaufen, sagt der Einzelhandelschef von Vintage Revivals Serkan Tur. Texaid sammle Ware in Europa ein und sortiere diese in Deutschland, der Schweiz, Ungarn und Bulgarien.
Er glaubt, dass Vintagemode sinnvoll ist, auch wenn sich dadurch am Fast-Fashion-Trend insgesamt noch nichts ändert. Aber das Altes wieder neu akzeptiert werde, sei auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, findet Serkan Tur.