Laut Reis-Theorie sind chinesische Bauern sexuell aufgeschlossener, wenn sie Reis statt Weizen anbauen. Eine Eigenschaft, die sie auch an ihre Kinder weitergeben sollen.
In den Gegenden auf der Welt, in denen traditionell vor allem Reis angebaut wird, leben tolerantere Menschen als in Regionen, die in erster Linie auf den Weizenanbau setzen. So lässt sich grob die Reis-Theorie zusammenfassen, nach der die Landwirtschaft die Mentalität prägt. Der Grund soll darin liegen, dass Reis- und Weizenanbau total unterschiedlich funktionieren.
Reisfelder müssen aufwendig bewässert und auch wieder entwässert werden, das schafft ein Landwirt alleine überhaupt nicht. Dafür muss er sich mit seinen Nachbarn organisieren. Und wer Tag für Tag auf die Kooperation mit anderen Menschen angewiesen ist, setzt sich auch mit deren Ansichten auseinander, so die Theorie.
Reisbauern sind in Sex-Fragen aufgeschlossener
Im Gegensatz dazu ist der Anbau von Weizen auch ziemlich gut alleine zu bewerkstelligen und ein Landwirt oder eine Familie können relativ ungestört vor sich hinarbeiten.
Genau diesen Unterschied nutzt Yang Hu von der University of Essex, um zu erklären, warum die Leute in den Provinzen Chinas, in denen traditionell Reisanbau vorherrscht, in Sex-Fragen tendenziell aufgeschlossener sind als die Menschen, die in Provinzen leben, in denen vor allem Weizen angebaut wird.
Yang hat zwar keine direkten Beweise, um die Reis-Theorie zu belegen, konnte sie aber immerhin anhand der Daten einer großen Umfrage von 2010 unter 11.000 Menschen einem Test unterziehen.
Toleranz vererbt sich an die nächste Generation
Er sagt, dass immerhin 30 Prozent der Unterschiede in Sachen sexuelle Toleranz durch die Reis-Theorie erklärbar sind. Und das sei mehr, als andere Theorien liefern können. Grundsätzlich handelt es sich bei der Reis-Theorie in erster Linie um die Feststellung einer auffälligen Wechselbeziehung zweier Sachverhalte.
Denkbar sind deswegen auch noch andere Erklärungen, wie der Einfluss geografischer Begebenheiten oder die wirtschaftliche Entwicklung in den jeweiligen Regionen. Aber zumindest in dieser Untersuchung mit Daten aus China passt die Reis-Theorie laut dem Wissenschaftler tatsächlich am besten.
Und die Theorie geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet sogar, dass die Unterschiede offenbar auch bei den Nachfahren der Reis- oder Weizenbauern bestehen bleiben. Das zeigt zum Beispiel eine Untersuchung an chinesischen Studenten, die vor zwei Jahren schon veröffentlicht wurde: Die Mentalitätsunterschiede je nach Region – Reis- oder Weizen-Gegend – waren auch bei ihnen festzustellen, obwohl sie mit Landwirtschaft überhaupt nichts mehr am Hut hatten.