Der Sommer steht vor der Tür, viele von euch haben vielleicht schon eine Flugreise gebucht. Leider müssen wir dort manchmal extrem lange bei den Sicherheitskontrollen anstehen. Weil das oft so lange dauert, empfehlen Airlines und Flughafenbetreiber jetzt bis zu drei Stunden vor dem Flug dort zu sein. Ernsthaft? Unser Reporter Johannes Döbbelt hat recherchiert, woher diese Empfehlung kommt.

Am Frankfurter Flughafen gilt die Empfehlung schon länger, fast drei Stunde eher am Check-in aufzutauchen. In Berlin-Tegel - aufgrund der günstigen Architektur - ist es etwas weniger. Da empfiehlt Eurowings seinen Passagieren, zwei Stunden vorher an den Sicherheitskontrollen zu sein.

Der Grund für die Dauer liegt darin, dass es an vielen Flughäfen zu wenig Sicherheitspersonal gibt. Im vergangenen Jahr hat es sowohl am Flughafen Düsseldorf als auch in Tegel regelrechte Kämpfe gegeben - um die Plastikwannen, in denen Fluggäste ihre Jacken, Taschen und Gürtel durch die Kontrolle befördern.

"Ganz ehrlich. Wenn ein Fraport-Mitarbeiter seine Dienstreisen macht, möchte ich denjenigen kennenlernen, der für den 9-Uhr-Flug um 6:30 Uhr am Flughafen Frankfurt ist. Das ist ein Witz, das kann nicht sein."
Cord Schellenberg, Luftfahrtexperte

Der Frankfurter Flughafen rät übrigens auch bei Inlandsflügen, 2,5 Stunden vorher da zu sein. Der Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg hält das für übertrieben. Er sagt: Nicht einmal die Fraport-Mitarbeiter selbst würden so früh zum Flughafen fahren, wenn sie irgendwohin fliegen.

Zu wenig Personal an den Kontrollen

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Sicherheitskontrollen so lange dauern. In Düsseldorf beispielsweise gab es in der Vergangenheit oft zu wenig Personal an den Kontrollen. Inzwischen hat die zuständige Sicherheitsfirma ihr Personal aber aufgestockt. Und Berichten zufolge lief es in den Osterferien auch schon deutlich besser. Auch der Frankfurter Flughafen hat neue Kontrollstellen aufgebaut, damit die Passagiere schneller ans Gate kommen.

"Du musst eben oft warten, wenn jemand vor dir ziemlich langsam ist, weil halt oft immer einer nach dem anderen abgefertigt wird."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk Nova

Das Problem liegt jedoch nicht nur beim Sicherheitspersonal, sondern ganz generell am Ablauf der Security-Checks, weil dieses System in Deutschland im Großen und Ganzen noch so abläuft, wie schon vor 50 Jahren. Da gab es wenig Innovationen.

Cord Schellenberg kritisiert, dass die Passagiere vor den Sicherheitskontrollen, also wenn sie noch in der Schlange stehen, nicht besser vorbereitet werden auf das, was kommt. Sondern viele kramen dann tatsächlich erst in letzter Minute ihr Tütchen mit den Flüssigkeiten ganz unten aus der Tasche. Und andere wiederum, die einfach so durchlaufen könnten, müssen trotzdem in der Schlange stehen, weil die anderen vor ihnen langsam sind.

Amsterdam und Madrid sind fortschrittlicher

Als besonders positive Beispiele gelten der Flughafen in Amsterdam, London oder Madrid. Da ist es zum Teil auch so, dass Passagiere einfach überholen können, wenn es bei anderen länger dauert. Sie können dort auch parallel die Plastikwannen mit Gürteln und Jacken befüllen - und müssen weniger auf andere warten.

Bei uns liegt die Verantwortung in den Händen der Bundespolizei. Und die wiederum delegiert diese Aufgaben an externe Sicherheitsfirmen. Und jede kleine Änderung am aktuellen System muss erst einmal durch die politischen Instanzen. Das kann dauern. Am Flughafen Köln-Bonn gab es sogar schon mal ein schnelles Abfertigungssystem - so wie im Ausland. Nach inoffiziellen Zahlen soll es auch deutlich schneller gewesen sein als das alte. Allerdings ist die neue Anlage derzeit nicht mehr im Einsatz, weil das Innenministerium und die Bundespolizei sagen: Wir müssen das Ganze noch einmal gründlich prüfen.

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Shownotes
Flughafen
Warum der Sicherheitscheck nicht schneller geht
vom 14. Juni 2018
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk Nova
Moderator: 
Ralph Günther