Sie gehören zur Elite und glauben an die Überlegenheit der Weißen. Außerdem finden sie das Frauenwahlrecht überflüssig und Homosexualität abnormal.
Natürlich sind nicht alle, die im Silicon Valley arbeiten, rechtsradikal. Aber es gibt Tech-Nerds mit rechtem Gedankengut, die das auch offen kommunizieren. Und anders herum betrachtet muss man feststellen, sagt Adrian Daub von der Stanford University in San Francisco, dass es eine elitäre Gruppe gibt - die neuen Rechten - die starke Verbindungen zur Technologiebranche hat.
Tief verwurzelte Kultur der Arroganz
Diese Gruppe durchweg weißer Männer kennzeichnet die Haltung, dass Frauen und Minderheiten weniger Rechte haben sollten. Adrian Daub vermutet eine tief verwurzelte Kultur der Arroganz, die voraussetzt, dass bestimmte Menschen, Gruppen und Völker besser sind als andere. Woher das kommt, kann er nur vermuten. Natürlich habe der Tech-Nerd etwas Elitäres, weil er Dinge kann, die andere nicht können. Gleichzeitig hätten sie aber auch etwas Elitäres aus Not.
"Möglicherweise haben die Tech-Nerds zu Highschoolzeiten unter den Sportlern gelitten und haben sich deshalb einen Panzer aus Star-Trek- und Simpsons-Witzen zugelegt."
Diese Abkapselungsgeste sei ein Mechanismus, der es aus der Mittelschicht stammenden jungen weißen Männern erlaubt, sich einzureden, sie seien Opfer einer riesigen Verschwörung, die sie um ihr eigentliches Potenzial bringt und sie obendrein gesellschaftlich marginalisiert, sagt Adrian Daub.
Eine solche Haltung identifiziert er als Diskurstrick, mit dem man sich selbst im Moment seiner aller größten Macht als total ohnmächtig stilisieren kann. Diesen Mechanismus hat die Alt-Right-Bewegung perfektioniert, genauso wie Donald Trump, "der die ganze Welt jederzeit in Schutt und Asche legen könnte und es immer hinkriegt, sich als Opfer zu sehen", so Daub.
"Das Gefährliche daran ist, dass Silicon Valley eine ziemlich große Macht hat und dass die Tech-Nerds Unmengen von Daten über uns anhäufen."
Tech-Nerds fürchten Feminisierung und Prestigeverlust
Während das Internet lange Zeit den Linken gehörte, haben die Rechten es jetzt für sich erobert. Die Alt-Right Bewegung entspringt einer avancierten Internetkultur und bringt die Diskursstrategien der Rechten in den öffentlichen Raum. Ebenfalls anders als früher sprechen die neuen Rechten jetzt die Sprache der normalen Menschen, so Daub, wodurch sie leicht im sozialen Leben und in sozialen Netzwerken ihr Gedankengut verbreiten könnten.
Dass diese Gruppe so eng in der Technologiebranche verwurzelt ist, wundert zwar dahin gehend, dass sich das Gros der Menschen dort eher als liberal versteht - es lässt sich aber auch begründen. Adrian Daub glaubt, dass die reaktionären Tech-Nerds eine Feminisierung fürchten. In der Medizin ist belegt, dass zumindest in den USA in jenen Fachbereichen, in denen Frauen dominant werden, sowohl Löhne als auch Prestige nachlassen. Da liegt der Gedanke nahe, so Adrian Daub, dass Diversity den Programmierern nicht nur aus ideologischen Gründen Angst macht.
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