"Roma und Sinti können stolz sein auf eine 2000 Jahre alte Kultur", sagt die junge Romni Gilda Horvath. Sie wird die Kulturplattform der Sinti und Roma in den sozialen Medien begleiten.


Sinti und Roma kamen vor mehr als 1000 Jahren von Nordwest-Indien nach Europa. In Deutschland werden sie Anfang des 15. Jahrhunderts das erste Mal urkundlich erwähnt. Ende des Jahrhunderts werden sie für vogelfrei erklärt. Der Beginn jahrhunderterlanger Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung. Dabei haben sie die Kulturen Europas mit ihrer Musik, Kunst und Literatur bereichert.

"Es ist das erste Projekt in der Geschichte, dass das Wissen über Roma und Sinti jeder und jedem zugänglich macht, weil es online sein wird."
Gilda Horvath, Social-Media-Redakteurin Kunst- und Kulturplattform der Sinti und Roma

Jetzt soll die erste Online-Dokumentation von Kunst und Kultur der Sinti und Roma in Europa bis 2019 entstehen und dieses Erbe würdigen. Bei dem internationalen Projekt arbeiten verschiedene europäische Kulturinstitutionen wie die deutsche Kulturstiftung des Bundes zusammen. Die European Roma Culture Foundation in Budapest wird voraussichtlich die Trägerschaft der Kunst- und Kulturplattform der Roma und Sinti übernehmen.

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Gilda Horvath wird als Social-Media-Redakteurin für die Kulturplattform arbeiten. Als Romni kennt sie die Klischees, Vorurteile und Anfeindungen gegenüber Sinti und Roma. Sie hofft, dass die Plattform dazu beitragen wird, das Wissen über Sinti und Roma und deren kulturelle Bedeutung für Europa zu verbreiten. Wichtig findet Gilda, dass die Plattform ein von Sinti und Roma selbst gestaltetes Projekt ist.

"Mein Aussehen verwirrt die Menschen. Ich bin täglich in der Situation zu erklären, woher ich komme und was Roma und Sinti eigentlich sind."
Gilda Horvath, Social-Media-Redakteurin Kunst- und Kulturplattform der Sinti und Roma

Viele Roma und Sinti würden sich nicht zu ihrer Herkunft bekennen und wüssten selbst wenig darüber, wie ihre Kultur Europa beeinflusst hat, erklärt Gilda. Sie hofft, dass die Plattform Sinti und Roma geradezu darauf stößt, dass "sie stolz sein können auf eine 2000 Jahre alte Kultur".

Selbstbewusstsein der Roma und Sinti stärken

Gilda wünscht sich aber nicht nur, dass das Selbstbewusstsein der Sinti und Roma durch die Plattform gestärkt wird, sondern dass auch die immer noch weitverbreiteten Klischees und Vorurteile in Europa gegenüber Roma und Sinti abgebaut werden.

Weil Gilda mit ihrer sehr hellen Haut und ihren tiefschwarzen Haaren wenig mitteleuropäisch aussieht, werde die junge Österreicherin ständig gefragt, woher sie komme. Wenn sie dann erkläre, dass sie Romni ist, kämen teilweise sehr romantisierende Reaktionen wie: "Oh Esmeralda, kannst du wahrsagen?" Gilda bleibt dann nur zu sagen: "Nein, ich habe keine Glaskugel zu Hause."

"Zum Glück gehen die jüngeren Menschen nicht in die Klischeefalle zu glauben: Nur weil man Romni oder Sintiza ist, muss man schmutzig sein, muss man klauen, ist man ungebildet."
Gilda Horvath, Social-Media-Redakteurin Kunst- und Kulturplattform der Sinti und Roma

Aus ihrer Erfahrung berichtet Gilda, dass die ältere Generation sich weniger mit ihrer Herkunft als Romni auseinandersetze und sie eher als "Zigeunerin" abstempele. Die jüngere Generation würde sich dagegen interessieren und nachfragen, was diese Zugehörigkeit für Gilda bedeute.

Mehr im Netz zu Roma und Sinti:

Shownotes
Sinti und Roma
Teil der Kulturen Europas
vom 10. April 2015
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Gilda Horvath, Social-Media-Redakteurin Kunst- und Kulturplattform der Roma und Sinti
Bild: 
Ausschnitt aus dem Gemälde "Camarón 16" von Lita Cabellut. Die Katalanische Künstlerin ist Romni.