Wir fühlen uns auf Trauerfeiern und Beisetzungen häufig fehl am Platze. Wohin mit den eigenen Emotionen? Wie kondoliert man eigentlich richtig? Und was ist angemessen? Vielleicht ist es Zeit, mehr über den Tod zu sprechen.
Der Tod ist nicht gerade unser Lieblingsthema. Wer setzt sich schon gerne mit der eigenen Endlichkeit oder dem Ableben von geliebten Menschen auseinander? "Jan und ich sind Fans vom Zuhause-Sterben", sagt Sissy Metzschke. Die Journalistin und Trauerrednerin macht zusammen mit Bestatter Jan Edler den Podcast "Radieschen von unten".
Darin reden die beiden über alle Themen rund um den Tod: Wovor genau haben wir Angst? Was wollen wir auf unserer Beerdigung für Kleidung tragen? Und wie wollen wir eigentlich sterben (wenn wir das beeinflussen können)?
"Auf einer Beerdigung darf auch gelacht werden."
"Mein Opa ist zuhause mit dem Blick auf seinen Garten und im Kreis der Familie gestorben" erzählt Sissy. Für sie war ihr Opa eine zentrale Figur in ihrem Leben, und sie hat sich bis zum letzten Augenblick um ihn gekümmert.
Den Lebensabschied feiern
"Das ist allerdings auch eine Aufgabe, die man sich zutrauen muss", sagt Jan, der die Beisetzung von Sissys Opa organisiert hat. Ihr ging es auf der Beerdigung vor allem darum, ihren Opa angemessen zu verabschieden.
"Ich spreche auch häufig nicht von einer Beerdigung, sondern eher von einer Lebensabschiedsfeier."
"Es wäre schön, wenn wir uns ein bisschen von gesellschaftlichen Konventionen freimachen könnten", sagt Sissy Metzschke. "Was soll denn daran schlimm sein? Das Schlimmste ist doch schon passiert." Diesen Abschied individuell zu feiern, gehe eben auch sehr pietätvoll. Dabei würden viele Rituale Menschen auch Halt und Sicherheit in dieser schwierigen Situation geben, sagt Jan Edler.
Eine Anekdote kann ein Lächeln sein
"Ein bisschen mehr Ehrlichkeit würde uns aber guttun", findet Sissys Metzschke. Gerade für die Reden auf Trauerfeiern sei das wichtig, da sind sich die beiden einig. "Ich frage beim Treffen mit den Hinterbliebenen in Vorbereitung auf die Rede immer nach Anekdoten", sagt Jan. "Woran erinnern sich die Hinterbliebenen? Oder wie haben sich Menschen kennengelernt? Und manchmal huscht dann ein kurzes Lächeln über die Gesichter. Das ist schön."
Viele Menschen würden sich mit etlichen Fragen erst beschäftigen, wenn es so weit sei: Will ich zum Beispiel dabei helfen, einen Verstorbenen zu waschen und für die Beerdigung anzuziehen? "Uns geht es darum, den Tod wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft zu holen" sagt Sissy Metzschke.
Sie und Jan Edler sind diese Woche bei Sven Preger im Deep Talk zu Gast. Und sprechen mit ihm über zerrissene Hosen, gelungene Trauerreden und darüber, ob man einen Verstorbenen noch einmal sehen will.
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