Beim Stichwort "Nachhaltigkeit" denken wir an Mode, an Lebensmittel oder vielleicht auch an Mobilität. Aber auch das konventionelle Geschäft mit Blumen kann in vielerlei Hinsicht umweltfreundlicher werden. Chantal Remmert gehört zur Slow-Flowers-Bewegung und zeigt, wie das geht.

Was ist die meistverkaufte Schnittblume in Deutschland? Richtig, die Rose - das Symbol der Liebe.

Ein Großteil der 1,5 Millionen verkauften Rosen in Deutschland kommen aus Südamerika oder Afrika. Sie haben einen weiten Weg hinter sich und werden nicht selten mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, die in der EU längst verboten sind. Das ist leider wenig liebevoll.

Viele Schnittblumen haben Schadstoffrückstände

Anders als für Obst oder Gemüse gelten für Schnittblumen keine Grenzen für Schadstoffrückstände. Einige dieser Stoffe seien sogar krebserregend, sagt Gärtnerin Chantal Remmert. Darum möchte sie dieses System nicht unterstützen.

"Wenn die Blumen hier ankommen, sind die Rückstände oftmals noch so groß, dass auch Floristen und Floristinnen damit Probleme haben. Viele klagen über Hautkrankheiten, Irritationen oder Juckreiz."
Chantal Remmert, Gärtnerin aus Leipzig, gehört der Slow-Flowers-Bewegung an

Slow Flowers: Regionaler Schnittblumenanbau

Gärtnerin Chantal Remmert setzt bei ihren Schnittblumen auf ein durchweg nachhaltiges Konzept. In ihrer Gärtnerei gibt es nur regionale, saisonale Blumen – ohne Chemie.

"Wir bauen Mischkulturen an. Das bedeutet, wir haben ganz viele unterschiedliche Blumenarten und auch mehrere unterschiedliche Sorten."
Chantal Remmert, Gärtnerin aus Leipzig, gehört der Slow-Flowers-Bewegung an

Das Ganze nennt sich "Slow Flowers". Die Bewegung, die eigentlich aus Nordamerika kommt, ist hier bei uns zwar noch nicht organisiert – in Form eines Verbandes oder Vereins beispielsweise – aber man kenne sich untereinander, sagt Chantal Remmert.

Umweltfreundlich gärtnern

Ihre Art des Gärtnerns ist im Grunde nichts Neues. Im Gegenteil: Im Prinzip ist es eine Rückbesinnung auf auf den ursprünglichen, naturnahen Anbau. Chantals Blumen sollen saisonal, regional und umweltfreundlich sein. Das heißt, sie sollen ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wachsen. Einweg-Plastik will die Gärtnerin ebenfalls vermeiden.

"Wir verzichten auch komplett auf Einmal-Plastik, sowohl in der Produktion als auch in der Verarbeitung."
Chantal Remmert, Gärtnerin aus Leipzig, gehört der Slow-Flowers-Bewegung an

Auch beim Vertrieb achtet Chantal Remmert auf Nachhaltigkeit. Ihre Blumen werden mit Lastenrädern ausgeliefert. Und zu Kaufen gibt es nur Schnittblumen, die gerade Saison haben. Ein Restaurantbetreiber bekomme für seinen Laden beispielsweise in dieser Woche Schmuckkörbchen. In der nächste Woche seien Dahlien an der Reihe.

Klimawandel drängt zu nachhaltigem Pflanzenanbau

Den Impuls zum Slow-Flowers-Anbau bekam die Gärtnerin im Hitzesommer 2018. Da habe sie erkannt, dass Pflanzenanbau in Zeiten des Klimawandels nicht einfacher werde.

"Wir gehen viel auf Präriestauden, so wie Echinacea oder Zinnien. Die wachsen auch in Mexiko und können die Hitze ab. Probleme haben wir beispielsweise mit Hortensien, denen es hier einfach zu heiß und zu trocken ist."
Chantal Remmert, Gärtnerin aus Leipzig, gehört der Slow-Flowers-Bewegung an

Chantal Remmert schafft es, in etwa die gleichen Preise anzubieten, wie andere, herkömmliche Floristinnen und Floristen. Das liegt daran, dass sie keine Lager- und nur geringe Transportkosten hat, sagt sie. Einen bunten Strauß mit saisonalen Blumen gebe es bei ihr ab zehn Euro.

Allerdings endet die Schnittblumen-Saison bald. Von Oktober bis März ist bei Chantal Remmert quasi Pause. In dieser Zeit bietet sie aber immerhin noch ein limitiertes Angebot an: Bunte Amaryllis oder Christrosen zum Beispiel.

Shownotes
Nachhaltigkeit
Slow-Flowers-Bewegung setzt auf regionale, chemiefreie Blumen
vom 16. September 2019
Moderator: 
Markus Dichmann
Autorin: 
Juliane Neubauer, Deutschlandfunk Nova