Smartphones, Tablets und Computer in Schulen einsetzen - das findet auch die Bildungsministerin gut. Neben Geld braucht es aber mehr: Zum Beispiel Personen, die sich um die Geräte, die Software und den Datenschutz kümmern.

Da Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit selbstverständlich mit Smartphones, Tablets und Computern umgehen, besteht zumindest die berechtigte Überlegung, diese Geräte auch in Schulen einzusetzen. Dort könnten die Schüler zum Beispiel den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien lernen.

In Unternehmen kümmert sich in der Regel ein oder sogar mehrere Systemadministratoren um die Anschaffung, Verwaltung und Wartung der Geschäftshandys, -tablets und Desktop-Rechner. Was dort Standard ist, gilt an Schulen nicht. Und genau das sei eines der großen Probleme der Digitalisierung an Schulen, sagt Dominik Schöneberg, Lehrer an einem Gymnasium und Betreiber des Blogs zu Themen der Schulentwicklung. So sei es für die Lehrer neben dem Schulalltag unmöglich, Dutzende oder gar Hunderte Tablets oder Computer zu verwalten und zu warten.

"Wenn was kaputtgeht, ist niemand da, der das repariert."
Dominik Schöneberg, Lehrer

Dominik Schöneberg sagt, dass zwar an vielen Stellen einfach die Geräte fehlten - neben den Geräten an sich seien andere Dinge aber genauso wichtig, etwa Zeit. Wenn Lehrer Smartphones und Tablets sinnvoll einsetzen wollen, bräuchten sie die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen und ein pädagogisches Konzept zu entwickeln. Im Schulalltag sei diese nicht vorhanden.

Auch der Datenschutz macht den Einsatz digitaler Medien an Schulen schwierig, die genauso wie Unternehmen zum Beispiel die EU-Datenschutzgrundverordnung einzuhalten haben. Der Unterschied: Unternehmen beschäftigen dafür Mitarbeiter oder engagieren gegen Honorar externe Dienstleister, die für den Kunden ein rechtssicheres Datenschutzkonzept erstellen.

"Als Lehrer stelle ich mir die Frage: Arbeite ich mit digitalen Medien und beachte alle datenschutzrechtlichen Vorgaben oder lasse ich die Schüler einfach das Buch aufschlagen?"
Dominik Schöneberg, Lehrer

Und so geht es bei der Digitalisierung in der Schule um deutlich mehr, als um die Anschaffung von Tablets.

So sehr es an der Erstellung von Konzepten und deren praktischen Umsetzung zurzeit noch mangelt: Die Bundesländer haben im Dezember 2016 mit der Strategie "Bildung in der digitalen Welt" ein Handlungskonzept vorgelegt, das auch die Digitalisierung an Schulen vorantreibt. "Das ist vergleichsweise erfreulich", sagt Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn, die zum Thema geforscht hat - "vor allem vor dem Hintergrund, dass wir einen so großen Aufholbedarf haben in Deutschland."

Mehr zum Thema:

  • GroKo-Check: Bildung  |   Bildung ist in Deutschland Ländersache, doch die neue Bundesregierung hat trotzdem einige Pläne - von der Grundschule bis zur Uni.
  • Googlifizierung des Klassenzimmers  |   In Deutschland drängt Google mit virtueller Realität ins Klassenzimmer - eine zweifelhafte Bildungsoffensive.
Shownotes
Digitalisierung in der Bildung
Gebt Schulen Tablets - und sie können damit nichts anfangen
vom 28. März 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anna Kohn, Deutschlandfunk Nova