Der soziale Netzwerkdienst Threads des Tech-Unternehmens Meta wird als die Twitter-Alternative gehyped. User können sich einfach über ihr Instagram-Konto anmelden und brauchen keinen neuen Account. Das scheint gut anzukommen - trotz Probleme beim Datenschutz.

Das Techmagazin Wired hat sich durchs Kleingedruckte des neuen Dienstes gearbeitet und die Datenschutzbestimmungen mit denen der Wettbewerber verglichen. Darunter das Original - Twitter, mit Mastodon, Spill, Hive Social und BlueSky. Die Recherche kam zu keinem überraschenden Ergebnis: Meta hat seine Datenschutzbestimmungen nicht verbessert.

Threads sammelt auch die sehr privaten Daten

Genau wie Instagram, Facebook und Whatsapp sammelt Threads massenhaft persönliche Daten. Darunter Naheliegendes wie Adresse, Standorte und das Surf- und Kaufverhalten. Auch finanzielle Informationen werden von Meta ausgewertet.

"Der Konzern weiß genau, auf welchen Seiten die Nutzer*innen surfen, wo sie was kaufen und wie viel Geld sie ausgeben. Gesundheitsdaten und Kontakte werden ebenfalls gesammelt und auch vor sensiblen Daten macht Meta nicht halt."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Der Konzern kennt die sexuelle Orientierung, den Schwangerschaftsstatus, die Religion, die ethnische Zugehörigkeit und die biometrischen Daten seiner Nutzer*innen.

Grund für Stopp in Europa

Die Datenschutzbestimmungen sind bei Threads also eher nutzerunfreundlich. Ein Grund, warum der Dienst in Europa noch nicht zugelassen ist. Instagram-Chef Adam Mosseri sagte dazu in einem Interview mit The Verge:

"Die Einhaltung einiger Gesetze, die nächstes Jahr in Europa in Kraft treten, ist sehr komplex."
Adam Mosseri, Chef von Instagram

Welche Gesetze er damit genau meint, sagt er nicht. Vermutlich bezieht er sich aber auf den Digital Markets Act. Dort gilt Meta als Gatekeeper, weil das Unternehmen mit WhatsApp, Instagram und Facebook bereits viele sehr große Dienste kontrolliert.

Für Gatekeeper gelten strenge Regeln, sie dürfen beispielsweise die persönlichen Daten der User aus verschiedenen Diensten nicht einfach so zusammenführen. Genau das wird bei Threads aber gemacht, da man sich über den Instagram Account anmeldet. Die Daten der beiden Dienste werden - ohne uns zu fragen - kombiniert. Dieses Vorgehen dürfte mit dem Digital Market Act nicht vereinbar sein.

Alternativen zu Threads und Twitter

Die Twitter-Alternative BlueSky des ehemaligen Twitter Chefs sammelt nicht annähernd so viele Daten wie Threads oder Twitter. BlueSky greift eher auf Daten zu, die für bestimmte App Funktionen gebraucht werden - etwa E-Mail-Adresse und die Benutzer-ID. Außerdem braucht die App einen Zugriff auf die Fotos und Videos, damit man als User zum Beispiel Memes posten kann. Da BlueSky neu ist und noch wächst, könnte sich die Datensammelei allerdings noch ausweiten.

Wirklich sicher fährt man nur mit Mastodon, dem Dienst, der ein dezentrales Protokoll verwendet. Das heißt, dass die Nutzerdaten anders als bei Threads nicht zentral an einem Ort gespeichert werden und Mastodon selbst keinen Zugriff darauf hat. Damit geht der Dienst wirklich verantwortungsvoll mit den Daten seiner Nutzer*innen um.

Allerdings hat die App an anderer Stelle Nachteile: Die Nutzung ist zu kompliziert für die breite Masse. Daher kommen Twitter und Threads auf wesentlich höhere Nutzerzahlen.

Shownotes
Social Media
Warum Threads in Europa nicht startet
vom 10. Juli 2023
Moderatorin: 
Anna Kohn
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin