Immer die gleiche Aufregung und gleiche Themen? Willkommen in der persönlichen Bubble. Giulia erzählt, wie und warum sie ihre Wohlfühlzone im Netz verlassen hat. Wie Algorithmen diese Blasen bilden, erklärt Kommunikationswissenschaftlerin Merja Mahrt.

Eher liberal – so ordnet die Studentin Giulia ihre Bubble im Netz ein. Seit einiger Zeit versucht sie, sich bewusst außerhalb davon zu bewegen – auf Reddit und bei Youtube beispielsweise. Tiktok und Instagram meidet sie inzwischen. Auf Youtube spürt sie eine gewisse Freiheit bei der Auswahl der Videos, Tiktok hingegen liefere seine Nutzerinnen und Nutzer einer vorgegebenen Auswahl förmlich aus.

Blick über den Tellerrand

Auf Youtube sucht Giulia also gezielt nach Meinungsvideos zu gesellschaftlichen Themen, in denen eine Gegenposition zu ihren eigenen Überzeugungen präsentiert wird. Sie sind dann eher aus einem rechten Meinungsspektrum. "Ich finde es wichtig, dass man guckt, wie die denken, wie die ticken, was deren Begründung sind", findet Giulia.

"Im Endeffekt sind wir alle Menschen, die durch etwas bewegt werden und auch in unseren Bubbles sind. Es ist wichtig, dass man sich halt nicht abkapselt."
Giulia, versucht im Netz ihr Meinungsspektrum zu verlassen

Sie schätzt, dass nur noch etwa die Hälfte der Videos, die ihr bei Youtube vorgeschlagen werden, die dominante Haltung ihrer Ursprungsbubble einnehmen. Auf diesem Weg hofft sie gelassener mit Meinungen umzugehen, neugierig zu sein, anderen zuzuhören und sie nicht gleich abzustempeln.

"Es hat mich schon weitergebracht, dass ich mich mehr selbst reflektiere."
Giulia versucht, im Netz ihr Meinungsspektrum zu verlassen

Grundsätzlich können Nutzerinnen und Nutzer die Algorithmen der jeweiligen Plattform trainieren, bestätigt Merja Mahrt. Schon das Löschen des Browserverlaufs führe in manchen Fällen dazu, dass nach dem Login sehr andere Post und Inhalte angezeigt werden als zuvor, sagt die Kommunikationswissenschaftlerin. Sie erklärt, dass der Begriff der Filterbubble auf den amerikanischen Politologen und Juristen Eli Pariser zurückgeht.

Algorithmen als Regeln

Die Regeln der Plattformbetreiber dienen dazu, interessante Dinge für einzelne Nutzende individualisiert herauszusuchen. Zugleich bestimmen andere Algorithmen den Massengeschmack, die populärsten Inhalte der jeweiligen Plattform und wie, wo und wann sie einzelnen präsentiert werden.

Das individuelle Nutzungsverhalten und die Bedeutung persönlicher Netzwerke entscheidet außerdem mit, beziehungsweise werden beide Faktoren durch die Algorithmen berücksichtigt.

"Es ist nicht ein einziger Algorithmus, das sind sehr viele unterschiedliche Regeln, die bestimmen, was ich dann überhaupt in meinem Feed angezeigt kriege."
Merja Mahrt, Kommunikationswissenschaftlerin

Damit unterscheiden sich Plattformen doch sehr von klassischen Massenmedien, in denen Redaktion darüber entscheiden, was für jede Sendung oder jede Ausgabe die wichtigsten Themen des Tages sind, sagt Merja Mahrt.

"Aus demokratietheoretischer Sicht wäre es gut, wenn Leute sich im Bereich Nachrichten einigermaßen breit informieren und nicht so super einseitig."
Merja Mahrt, Kommunikationswissenschaftlerin

Sie erinnert daran, dass Erstwählerinnen und Erstwähler im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2021 angegeben haben, dass Social-Media ihre Hauptinformationsquelle ist. Welche Portale und Informationsquellen damit konkrete gemeint sind, sei allerdings nicht wirklich bekannt. Grundsätzlich könne eine gewisse Quellenvielfalt bei der Auswahl politischer Informationen nicht schaden, davon ist sie überzeugt.

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Empfehlungen aus dem Beitrag:
  • Eli Pariser: "Filter Bubble. Wie wir im Internet entmündigt werden." Aus dem Amerikanischen von Ursula Held. Hanser, München 2012.
Shownotes
Social Media
Wie wir unserer Bubble entkommen 
vom 04. Dezember 2023
Moderatorin: 
Caro Nieder
  • Giulia versucht, aus ihrer Bubble auszubrechen.
  • Merja Mahrt erzählt, wie Algorithmen unsere Social-Media-Bubble formen.