Laut Marktattraktivitätsindex der britischen Denkfabrik Aurora Energy Research ist Deutschland zum Solarmarkt Nummer 1 in der EU aufgestiegen. Die Bedingungen werden hierzulande immer besser. Woran das liegt, erklärt Wissenschaftsjournalist Georg Ehring.

Laut Bundesnetzagentur hat die Solarenergie im vergangenen Jahr immerhin 11,4 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland ausgemacht. Da geht noch mehr. Doch im EU-Vergleich werden bei uns tatsächlich pro Kopf sehr viele Solaranlagen installiert, sagt Georg Ehring aus der DLF-Umweltredaktion.

Bis zu 40 Milliarden Euro sollen in Deutschland bis 2030 in neue Anlagen investiert werden. Eine Solarleistung von 215 GW will die Politik bis dahin erreichen – ein äußerst ambitioniertes Ziel.

"In Deutschland werden relativ viele Solaranlagen installiert, mehr als in den meisten Ländern pro Kopf. Bei den Installationen sind uns nur die Niederlande voraus."
Georg Ehring, DLF-Umweltredaktion

Historisch gesehen ist Deutschland immer weit vorn gewesen bei der Solarenergie. In den Nullerjahren – da war Solarenergie noch relativ teuer – wurden bei uns mit Abstand die meisten Solaranlagen weltweit installiert. Anschließend hat die Regierung aber aus Kostengründen auf die Bremse gedrückt, berichtet Georg Ehring. Das sei der Grund, warum wir heute einen ziemlichen Nachholbedarf haben.

China weltweit führend

Bei der Herstellung von Solaranlagen hat damals eine große Pleitewelle eingesetzt und bis auf SMA Solar, einen Hersteller von Wechselrichtern, hat praktisch kein Unternehmen überlebt, so der Wissenschaftsjournalist. Im Wesentlichen sei die gesamte Herstellung nach China abgewandert.

"Weltweit gesehen ist China bei der Solarenergie mit riesigem Abstand vorne."
Georg Ehring, DLF-Umweltredaktion

Langsam aber sicher siedeln sich wieder mehr Hersteller in Deutschland an, sagt Georg Ehring. Im Mai 2021 hat etwa das Schweizer Unternehmen Meyer Burger ein Solarzellenproduktionswerk in Bitterfeld-Wolfen eröffnet. Auch die EU legt großen Wert darauf, die einseitige Abhängigkeit von China zu reduzieren.

Deutschlands Stromnetz, das früher auf große Knotenpunkte wie Kohlekraftwerke ausgelegt war, wurde inzwischen auch an mehrere kleine und dezentrale Erzeugungsstellen von Solarenergie angeschlossen. Das sei eine laufende Aufgabe, die vor Ort aber gut funktioniet, so Georg Ehring.

Vorteil: Eigenverbrauch

Der große Vorteil von Solaranlagen, die sich Menschen aufs eigene Dach setzen, ist der, dass sie einen möglichst großen Anteil des Solarstroms selbst verbrauchen. Er muss dann also gar nicht ins Netz eingespeist werden.

Der Ausbaubedarf ist da, sagt Georg Ehring. Vor allem bei den großen Solarparks. Aber das sei zu bewältigen.

Der richtige Mix aus Wind und Sonne

In Deutschland scheint die Sonne zwar nicht so viel wie zum Beispiel in Spanien oder Portugal – doch die Solarenergie sei inzwischen auch mit unseren Sonnenstunden nach der Windenergie an Land die billigste Energiequelle.

Im Winter reichen die Sonnenstunden nicht aus, dafür weht zu dieser Zeit mehr Wind. Das Ganze gleicht sich also ein bisschen aus, erklärt Georg Ehring. Und genau deshalb braucht Deutschland sowohl Solar- als auch Windenergie.

"Die Solarenergie ist nach der Windenergie an Land die billigste Energiequelle in Deutschland."
Georg Ehring, DLF-Umweltredaktion

Platzmangel für Solarpanels auf deutschen Hausdächern sieht Georg Ehring nicht. Fast 90 Prozent der Dachflächen seien dafür geeignet, aber noch ungenutzt.

Konflikte gebe es zum Teil bei Freiflächen-Anlagen, dort gebe es oft konkurrierende Nutzungen. Allerdings existiert auch dort bereits eine sehr gute Lösung, die sich immer mehr verbreitet: die Agri-Photovoltaik, also Photovoltaik auf dem Acker. Die Solaranlagen werden auf Ständern in die Höhe versetzt, darunter wachsen Obst und Gemüse.

Eine Agri-Photovoltaik-Anlage auf einem Feld
© Fraunhofer ISE
So sieht eine Agri-Photovoltaikanlage aus.
Der Trend in Richtung Solarenergie ist auf jeden Fall zu beobachten, die Herstellung von Panels und Anlagen scheint sich zu lohnen, sagt Georg Ehring.
  • Die Firmen werden von der EU unterstützt.
  • Die Bundesregierung hat sich das ehrgeizige Ausbauziel gesetzt, pro Tag Flächen in der Größe von 43 Fußballfeldern mit Solaranlagen zu versehen.
  • 80 Prozent erneuerbare Energien sollen es bis 2030 sein – mit Solar- und Windenergie an der Spitze.
  • Solaranlagen sollen zukünftig schneller genehmigt werden.
  • Die Anschaffung von Balkon-Solaranlagen soll erleichtert werden.
Shownotes
Photovoltaik
Solarenergie: Deutschland wird zum Topmarkt in Europa
vom 24. Mai 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Georg Ehring, DLF-Umweltredaktion