Der Sommer sorgt für schlaflose Nächte. Nicht unbedingt weil es heiß ist, sondern weil es so lange hell ist. In Schweden wird die Zeit einfach genutzt.
Sommersonnenwende – das heißt: Die Sonne steht senkrecht über dem nördlichen Wendekreis. Für uns, auf der Nordhalbkugel, ist das der Tag, an dem es am längsten hell ist. Das ist toll, für alle, die länger schlafen können. Aber wer früh ins Bett muss hat ein Problem: Wie, bitte, soll man schlafen, wenn es so lange hell ist?
Carsten Schmiester ist für Deutschlandfunk Nova in Stockholm. Im Gegensatz zu Deutschland wird es im Norden von Schweden gerade kaum dunkel. Für Carsten Schmiester bedeutet das eine ziemliche Umgewöhnung. In seinem zweiten Sommer in Schweden klappt das schon ein bisschen besser, aber:
"Man folgt einfach dem Licht. Heißt: Wenn es hell ist, dann schläft man einfach nicht."
Selbst die dicken Rollos, die Carsten in seinem Wohnzimmer hat, helfen nicht wirklich. Er geht zwar ins Bett, wenn es gegen 22:30 Uhr ein bisschen dunkler wird. Aber lange schläft er dann nicht. Dabei ist das Einschlafen nicht sein größtes Problem:
"Heute Nacht war ich zum Beispiel um drei wieder wach - und dann ist es praktisch nicht möglich, wieder einzupennen."
Carpe Noctem - aber richtig!
Die Schweden hingegen nutzen die Zeit der Helligkeit. Vor allem zum Party machen und nehmen schlicht ein Schlafdefizit in Kauf. Das wird dann ab August nachgeholt, wenn es dann nachts auch wieder dunkler wird.
"Du hast einfach auch Sonnenhunger! Man darf nicht vergessen: Wir haben ein halbes Jahr dunklen Winter hinter uns."
Das Gute für die Schweden: Ab Ende Juni beginnt dort die Urlaubszeit. Dann geht Schweden in eine Art Sommerschlaf, sagt Carsten Schmiester. Die meisten Schweden machen dann mindestens vier Wochen am Stück Urlaub, die Schule ist zehn Wochen geschlossen.
"Das ganze Leben kommt zur Ruhe. Wer irgendwie kann, arbeitet nicht."