Weniger Gitarre, mehr Elektronik: Sophie Hunger hat ein neues Album herausgebracht und erzählt, warum sie dabei strengen Regeln gefolgt ist.

Klare Regeln waren Sophie Hunger besonders wichtig beim Entstehen von "Molecules". Sie wollte sich reduzieren, einem Dogma unterwerfen. Das Album ist das siebte der Schweizer Singer-Songwriterin und Filmkomponistin. 

Entstanden ist das Werk innerhalb von sechs Wochen in London – in einem Kellerraum ohne Fenster. Dort war Sophie Hunger jeden Tag alleine mit Dan Carey, mit dem sie das Album produziert hat, hat jeden Tag eine Menge Bier getrunken und Fast Food gegessen.

"Ich denke, es ist mehr ein Winter- oder ein dunkles Album. Wie wenn man im Keller wohnt und den Schlüssel verloren hat, um in die Außenwelt vorzudringen."
Sophie Hunger

Auch deswegen sei "Molecules" eher ein Winteralbum – dunkel, so als ob man den Schlüssel zur Außenwelt verloren hätte. Sophie Hunger sagt, dass es darum geht, sich mit dem Kleinsten zu beschäftigen: Woraus besteht alles? Was steht am Anfang eines Gefühls?

Nur vier Elemente waren erlaubt

Normalerweise singt Sophie Hunger in mehreren Sprachen, wechselt Genres. Nun hat sie sich das erste Mal selbst reglementiert. Sie singt nur auf Englisch und erlaubt nur vier verschiedene Elemente in ihren Songs.

"Ich habe mir Regeln gesetzt – ich wollte nur vier Elemente haben. Ich habe ein Dogma gemacht – ganz streng."
Sophie Hunger

So nutzt sie bei ihren Songs nur vier Elemente – jedes mit einer eigenen Bedeutung: Das Schlagzeug als Drumcomputer steht für ihre Wahlheimat Berlin. Analoge Synthesizer setzt sie für Harmonien ein – als Verweis auf Krautrocksongs, die sie in dieser Zeit viel gehört hat. 

Ein bisschen Gitarre gibt es außerdem hin und wieder – die stellt eine Erinnerung an die Vergangenheit dar. Und dann ist da noch Sophie Hungers Stimme, die ihr Gehirn, ihre Seele darstellt, wie sie sagt. 

Um den bestmöglichen Sound zu produzieren, hatte sie im vornhinein eine Art Tontechnikerausbildung gemacht und sich mit physikalischen Regeln beschäftigt.

Sophie-Hunger-Festspiele starten in München

Jetzt ist das Album fertig und Sophie Hunger geht auf Tour. Dabei wird es in Städten wie München oder Berlin gleich mehrere Konzerte hintereinander geben – in verschiedenen Lokalitäten. Sie selbst bevorzugt Konzertsäle mit circa 1.000 Leuten, sodass sie auch die letzte Person in der hintersten Ecke erreichen kann. 

"Die perfekte Größe, finde ich, sind so tausend Leute. Auch mit der hintersten Person ist man noch verbunden. Da hat man das Gefühl, dass man sie – negativ gesagt – manipulieren kann. Aber wenn es mehr ist, ist das verloren."
Sophie Hunger

Hintergrund der Festspiele, ist eine Schnapsidee mit einer weitreichenden Erklärung: Sophie Hunger nimmt eine Tradition der alten Griechen und überträgt sie in unsere Zeit. Die Sophie-Hunger-Spiele sollen sich an den Athener Festspielen orientieren – Rausch und Exzess an mehreren Tagen. 

"Das war die beste Woche in meiner Erinnerung, in meiner Karriere. Und dann möchte man das ja wieder erleben."
Sophie Hunger

Vor fünf Jahren hat sie das schon mit ihrer alten Band ausprobiert. Damals hat sie in Berlin in einer Woche sechs Konzerte gespielt – und beschreibt diese Woche als die beste ihrer Karriere. Die Tour startet am 06. September 2018 in München.

Shownotes
Sophie Hunger über ihr neues Album
"Ich habe mir Regeln gesetzt – ich wollte nur vier Elemente haben"
vom 04. September 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Sophie Hunger