So viele Menschen wie noch nie können im Netz an Protesten teilnehmen. Klingt super. Aber leider machen sie es nicht. Das zumindest sagen Forscher der Uni Hildesheim.
Forscher der Uni Hildesheim wollten wissen, wie die sozialen Medien zur inhaltlichen Debatte von Protestbewegungen beitragen. Ihr Ergebnis ist etwas bitter. Zumeist bleibt es beim Liken und Retweeten. Aber die Möglichkeit, Kommentare zu formulieren, wurde dagegen kaum genutzt. Wer den Like-Button betätigt, zeige zwar sein Interesse, aber für den Protest selbst habe das kaum Bedeutung.
"Die Studie ist ein ein weiterer Baustein in der Desillusionierung, was die Kraft des Netzes betrifft. Aber neu ist das auch nicht."
Untersucht haben die Wissenschaftler Facebook- und Twitter-Kommunikation in Spanien, Portugal, den USA, Großbritannien und auch Deutschland. Das Projekt begann nach dem Start der weltweiten Occupy-Bewegung. Doch wirklich grenzübergreifend war die Debatte wohl nicht, so die Forscher. "Tatsächlich waren die Beiträge im Netz deutlich weniger transnational ausgerichtet als vermutet“, sagt die Studienautorin Marianne Kneuer.
Globaler Aktivismus im Netz? Fehlanzeige
Debatten im Netz gab es kaum. Vor allem wurden organisatorische Nachrichten über die sozialen Medien verbreitet. Aber wirklich aktiv war nur eine kleine Gruppe von Usern. Einen globalen Aktivismus habe es im Netz nicht gegeben, sagen die Forscher.
Aber unwichtig ist das Netz natürlich dennoch nicht. Es hilft dabei, Emotionen und Symbole zu verbreiten. Außerdem ist es im Netz einfacher, Aktivisten zu mobilisieren. Der Schub für die Massenproteste kommt dann aber häufig analog. Es reicht also nicht, sich ausschließlich virtuell zu organisieren. Um wirklich etwas zu erreichen, müsst ihr schon in einem Zeltlager oder bei einer Versammlung zusammenkommen.