Sie sind jung, frisch verheiratet, dann kommt die Diagnose: Multiple Sklerose. Julia ist unheilbar krank. Eine Situation, die ihr Leben verändert – und die Beziehung zu ihrem Partner auch.
2018 – für Julia Lüttmann ein unvergessliches Jahr. Sie heiratet den Mann, mit dem sie seit sieben Jahren zusammen ist. Als sie sich das Ja-Wort geben, ahnt sie nicht, dass ein Jahr später alles anders sein wird. Viel Romantik will sie deshalb bei ihrer Hochzeit nicht. Es soll eine ausgelassene Party sein – "heiter, fröhlich und lustig." Auf öffentliche Liebesbekundungen verzichtet das Paar bei der Trauung.
"Wir sagen nicht so oft 'Ich liebe Dich.' Wir sparen uns die Worte für ganz besonderen Momente auf."
Ein Jahr später bemerkt Julia, dass etwas nicht stimmt: eine Blasenentzündung. Eigentlich nichts Beunruhigendes. Alles harmlos, denkt sie. Doch dieses Mal ist alles anders. Die Medikamente helfen nicht. Dann kommen noch andere Symptome hinzu: Schmerzen in den Beinen, taube Fußsohlen, ein Kribbeln im Unterkörper. Sie schiebt die Symptome auf den Stress.
"Ich habe alles auf den Stress geschoben. Wir haben gerade ein Haus gekauft und waren 24/7 beschäftigt. Gegen das Kribbeln habe ich Magnesium genommen, das hat natürlich nicht geholfen."
Diagnose: Unheilbar krank
Ein paar Monate später bekommt sie die Diagnose: Multiple Sklerose. Eine unheilbare Nervenkrankheit, bei der es zu Entzündungen im Gehirn und Rückenmark kommt. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper. Es kommt zu Lähmungserscheinungen, Muskeln können nicht mehr koordiniert werden. Weltweit leiden etwa 2 Millionen Menschen an MS, in Deutschland über 100.000.
Für Betroffene verändert die Diagnose das Leben – auch für Julia. Alleine ist sie damit aber nicht. Ihr Mann ist immer an ihrer Seite. Von ihm hat sie "viel Rückhalt erfahren", erzählt sie. Er ist der einzige Mensch, den sie in dieser schwierigen Zeit um sich haben will. Als Paar bringt sie das noch näher zusammen. Denn plötzlich sprechen sie über Themen, über die Paare in ihrem Alter normalerweise nicht reden.
"Das hat die Beziehung auf ein ganz anderes Level gehoben. Wir können nicht nur Spaß haben und cool miteinander sein, sondern wir können auch große Ängste miteinander durchstehen."
Jeder soll es wissen
Romantische Liebesbekundungen waren bis dahin nie ihr Ding – nicht mal am Hochzeitstag. Aber eines Morgens wacht Julia auf und für sie ist klar: Sie will ihrem Mann eine besondere Liebeserklärung machen. Dann kommt ihr die Idee zu einem Post auf Instagram. Sie will ihre Dankbarkeit und Wertschätzung mit anderen Menschen teilen.
"Ich wollte das in die Welt hinausschreien. Ich hatte das Bedürfnis, dass ich möglichst viele Leute erreiche."
Julia weint, während sie den Post schreibt – ihr Mann weint, als er ihn liest. Eine andere Art der Liebeserklärung – ob in sozialen Medien oder unter vier Augen, für ihn hat nur eins gezählt: Er hat sich sehr gefreut, dass sie die Worte so gewählt hat, wie sie es getan hat, sagt Julia.
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