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Das Kiwi-Symbol 🥝 als transfeindliches Statement bei Tiktok? Rechte Codes muss man oft kennen, um sie zu verstehen. Wie ihr die Codes erkennt und was ihr dann tun solltet. Spoiler: Konfrontation ist nicht immer die beste Reaktion.

Ein einzelnes Kiwi-Emoji unter dem Post einer trans Person. Harmlos? Eher nicht. Wer das postet, will wahrscheinlich sagen: Es gibt nur zwei Geschlechter. Weil es bei der Kiwi nämlich klar unterscheidbar männliche und weibliche Pflanzen gibt, wird das Kiwi-Emoji schon seit einiger Zeit als transfeindliches Symbol benutzt, erklärt Deutschlandfunk-Reporter Stefan Krombach.

Die Codes der Extremisten

Zu den bekannten Zahlencodes wie 88 für Heil Hitler, weil H der achte Buchstabe im Alphabet ist, sind neue Symbole und Kommunikationswege gekommen. Das Taucher-OK-Emoji 👌 gehört auch dazu, sagt Stefan Krombach. Mit ein bisschen Fantasie lässt sich nämlich in der Fingerhaltung ein W und P erkennen. Das steht dann für White Power.

Zu diesen Codes kommen immer neue dazu. Es gibt Institutionen, die gezielt die Szene beobachten, neue Codes identifizieren, recherchieren und dann auf ihren Seiten erklären - hier zum Beispiel eine Liste des Vereins Gesicht zeigen! sowie eine Übersicht des Vereins Campact.

Aber man muss auch nicht jeden einzelnen Code kennen, sagt Tariq Mian, Soziologe aus Leipzig, der in der politischen Erwachsenenbildung arbeitet und unter anderem Workshops zu rechtsextremen Symbolen und Codes gibt.

Wenn euch in Kommentaren bei Posts zu politisch aufgeladenen Themen, zum Beispiel wenn es um Menschen geht, die von Diskriminierung betroffen sind, auffällt, dass mehrere Menschen bestimmte einzelne Emojis posten, dann lohnt es mal online zu suchen, was dahinter steckt.

Eigene Codes nutzen übrigens natürlich nicht nur Rechtsextreme. Bei Linksextremen steht zum Beispiel die Zahl 161 als Code für AFA, also Antifaschistische Aktion. Islamisten wiederum benutzen das Emoji mit einer schwarzen Flagge als Symbol für den IS.

Codes schützen Verfasser rechtsextremer Messages

Codes und Symbole werden aus verschiedenen Gründen benutzt. Stefan Krombach nennt:

  • Zugehörigkeit – Es geht darum, sich untereinander zu erkennen.
  • Provokation – vor allem, wenn die Symbole auch außerhalb der Szenen verstanden und beleidigend oder diskriminierend wirken
  • Schutz vor Strafverfolgung
"Mit Emojis machst du dich halt erstmal nicht strafbar. Weil: Ein paar Emojis hintereinander sind nicht verboten. Die Aussage, die damit gemeint ist, wäre es aber womöglich."
Stefan Krombach, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Auch wichtiges Ziel der Nutzung solcher Codes ist außerdem, damit Raum einzunehmen, sagt Stefan Krombach: Emoji-Codes, Memes und Trends werden genutzt, um in der Internetkultur stattzufinden.

Aneignung als Prinzip

Tariq Mian, der Soziologe, sagt: Die neue Rechten versucht, an Popkultur und Internetkultur anzudocken, sie zu besetzen und damit anschlussfähiger zu werden.

"Das ist Teil einer Strategie, dass man Dinge besetzt und klaut. Das haben die Rechten schon immer gemacht. Das haben auch die originalen Nazis schon gemacht."
Tariq Mian, Soziologe und Gewaltpräventionstrainer

Was also tun? Wenn in Kommentaren klare Hassrede auftaucht, ist es einfacher. Die kann bei den meisten Plattformen direkt gemeldet werden. Der Weg kann auch über Initiativen wie HateAid führen.

Wenn das nicht möglich ist: Gegenrede ist immer eine Option. Allerdings: Auf die Postenden loszugehen, ist verschwendete Energie, findet Tariq Mian. Ziel einer Antwort solle deshalb nicht Konfrontation sein.

"Wenn niemand widerspricht, dann kann es schnell so wirken, als wären rechte Meinungen die gesellschaftliche Mehrheit."
Stefan Krombach, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Er rät, "eine Gegenstimmung forcieren, so Menschen einbinden, versuchen andere vielleicht dazu zu bringen, sich selbst einfach ganz klar zu positionieren".

Shownotes
Soziale Netzwerke
Wie wir rechtsextreme Codes im Netz erkennen
vom 06. August 2025
Moderation: 
Shalin Rogall
Gesprächspartner: 
Stefan Krombach, Deutschlandfunk-Nova-Reporter