Als General Franco am 20. November 1975 stirbt, hinterlässt er ein gespaltenes Land. Die einen trauern, weil sie ein Idol verloren haben, das einen faschistischen Staat aufgebaut hat, von dem sie profitiert haben. Andere feiern seinen Tod, weil Franco das Land unterdrückt und die Freiheitsrechte eingeschränkt hat. Außerdem ist er für viele Verbrechen verantwortlich.

Francisco Francos Aufstieg beginnt 1936 mit dem Spanischen Bürgerkrieg, der aus dem republikanischen Spanien – nach drei Jahren erbitterter Kämpfe – eine Militärdiktatur mit Franco an der Spitze macht. Ideologisch eng verbunden mit dem deutschen NS-Regime liebäugelt Franco zwar mit einem militärischen Engagement an der Seite Deutschlands im Zweiten Weltkrieg, entscheidet sich aber doch dagegen.

Spanien bleibt neutral und wird nach 1945 im Kalten Krieg als Teil der westlichen Gemeinschaft gebraucht. Großbritannien unterzeichnet 1947 einen Handelsvertrag, die USA bauen 1953 auf der iberischen Halbinsel einen Truppenstützpunkt. Der von der Uno beschlossene Boykott Spaniens ist damit beendet.

Der "Kindesraub" beschäftigt Spanien bis heute

Franco kann mit der internationalen Unterstützung eine schwere Wirtschaftskrise überwinden, leitet diesen Erfolg geschickt auf seine Person und sitzt fester im Sattel denn je. Gleichzeitig aber gesteht er der Bevölkerung kaum Rechte und keine Organisationsmöglichkeit außerhalb der vom Staat kontrollierten Syndikate zu.

Das Bildungswesen legt er weitgehend in die Hände der katholischen Kirche und setzt jederzeit skrupellos Unterdrückungsinstrumente gegen jedwede Opposition ein. Besonders die als "Kindesraub" bekannt gewordene Methode, Säuglinge kurz nach der Geburt von ihren politisch in Misskredit geratenen Müttern zu trennen und linientreuen Familien zu geben, sorgt bis heute für Aufregung in Spanien.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Historiker und Spanien-Experte Carlos Collado Seidel beschreibt den spanischen Diktators Franco als Person.
  • Der Historiker Walther Bernecker schildert die Funktionsweise des Franco-Regimes in Spanien von 1939 bis 1975.
  • Der ARD-Korrespondent Marc Dugge berichtet darüber, welche Rolle Franco heute noch bei einigen Spaniern spielt und wie sich das Land mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erläutert, wie es zur Diktatur Francos nach dem Spanischen Bürgerkrieg kam.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries berichtet über den Tod Francos und das Ende der spanischen Militärdiktatur.

Korrektur:

Im Audio ist zu hören, im Jahre 1982 hätten franquistische Militärs versucht, zu putschen. Tatsächlich fand dieses Ereignis am 23. Februar 1981 statt.

Shownotes
Spanien 1975
Der Tod des Generals Francisco Franco
vom 13. November 2020
Moderatorin: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte