Staubig, braun, rissiger Boden, wo eigentlich ein Fluss entlang fließen sollte – so sieht es in vielen Regionen Spaniens gerade aus. Das Land vertrocknet quasi. Die Landwirtschaft spürt die Folgen besonders.

Die meisten Erdbeeren, die wir nach Deutschland importieren, kommen aus Spanien. Viele davon werden im Süden des Landes, in Andalusien angebaut. Dort gibt es hektarweise Erdbeerfelder – und die ziehen enorm viel Wasser: Für ein Kilogramm Erdbeeren braucht es rund 300 Liter Wasser, rechnet unsere Korrespondentin Silke Dittrich vor.

Ernteausfälle, weil das Wasser fehlt

An Wasser fehlt es in Spanien aktuell aber. In den vergangenen Jahren blieb der Regen in vielen Regionen oft aus. Die Trockenheit ist inzwischen so heftig, dass die Böden in den Anbaugebieten teilweise um bis zu sechs Meter nach unten abgesackt sind.

Der Hauptverband der Landwirte und Viehzüchter in Spanien geht davon aus, dass Anbauflächen von mehr als 3,5 Millionen Hektar betroffen sind. Dadurch könnten die Ernte von Weizen und Gerste dieses Jahr dort ausfallen. Bei vielen Früchten sehe es ähnlich aus.

"Auf der ganzen Halbinsel kommt seit Jahren definitiv viel zu wenig Regen an."
Silke Diettrich, Korrespondentin für Spanien

Es gibt kaum noch Grundwasser, berichtet Silke Diettrich. Teilweise sind Stauseen um weniger als zehn Prozent gefüllt. Mittlerweile zieht sich der Wassermangel auch vom Süden Spaniens in den Norden hoch.

Das führt dazu, dass sogar Küstenstädten wie Barcelona Grundwasser fehlt. "Fast jeder Tropfen, der da aus dem Hahn kommt, ist recycelt", erklärt sie. Damit es ausreichend Trinkwasser gibt, wird in Spanien aktuell Abwasser aufbereitet und vor allem Meerwasser entsalzt. Beide Verfahren sind aber sehr aufwendig und teuer, so unsere Korrespondentin.

Spanien als erstes Opfer des Klimawandels in Europa

Wenig Regen und Trockenheit sind keine Unbekannten in bestimmten Regionen Spaniens - nur kamen sie in der Regel bislang im Sommer vor. Jetzt passiert das mitunter schon im Frühjahr. Beispiel Sevilla in Südspanien: Hier ist es im April durchschnittlich um die 20 Grad warm. In diesem Jahr aber hatte die Stadt aber schon Temperaturen von über 30 Grad.

"Wenn man durch Spanien reist, ist es in einigen Teilen so, als würde man durch einen Dürregürtel in Afrika reisen."
Silke Diettrich, Korrespondentin für Spanien

Auch die Regionen, die überhaupt von Dürre betroffen sind, werden mehr: Der Süden und die Mitte Spaniens sind für trockenes Klima bekannt. Inzwischen sind aber auch Küstenabschnitte betroffen. "Eigentlich ist es fast nur noch im Norden von Spanien okay", so Silke Diettrich. Aus vielen anderen Gebieten würden fast schon Wüstenlandschaften entstehen. Und die ersten Waldbrände dieses Jahr hat es in Spanien auch schon gegeben.

Tomás García Azcárate vom Nationalen Forschungsrat des Landes sieht Spanien als das erste Opfer des Klimawandels in Europa.

Dürregipfel in Spanien sucht Lösungen

Die spanische Regierung trifft sich daher heute zu einem Dürre-Gipfel (19.04.2023). Sie möchte sich einen Überblick über das Ausmaß der Dürre verschaffen. Was die Menschen in Spanien allerdings fordern, sind konkrete Pläne, wie das Problem der Trockenheit schon heute angegangen werden kann, sagt unsere Korrespondentin.

Shownotes
Dürre
In Spanien werden viele Gebiete gerade zu Wüsten
vom 19. April 2023
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächsparnterin: 
Silke Diettrich, Korrespondentin für Spanien