Möglicherweise haben sich Nerze auf einer spanischen Nerzfarm untereinander infiziert. Das ist ungewöhnlich und könnte bedeuten, dass sich die Viren an Säugetiere anpassen.

Seit Jahrzehnten breitet sich das sogenannte Vogelgrippe-Virus H5N1 fast weltweit unter Vögeln aus. Immer wieder mussten Geflügelbetriebe in Deutschland und Europa nach H5N1-Ausbrüchen ihren gesamten Bestand töten. Die aktuelle Ausbreitungswelle ist bisher die stärkste.

Experten warnen - möglicher neuer Anpassungsschritt der Viren

In Spanien sind kürzlich Nerze auf einer Nerzfarm verendet. In den Tierkadavern konnten mit Labortests H5N1-Viren nachgewiesen werden. Dass Vogelgrippe-Viren von Vögeln auf Säugetiere oder Menschen überspringen können, ist nichts Neues.

"Bei vier gestorbenen Nerzen war das H5N1-Virus so mutiert, dass es wohl leichter auch Säugetiere befallen kann."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten

Nach dem Befund wurden alle 50.000 Nerze der Farm gekeult, also vorsorglich getötet, um eine Weiterverbreitung dieser Tierseuche zu verhindern. Und die Tierkadaver wurden vernichtet.

Haltungsbedingungen begünstigen möglicherweise, dass sich Nerze gegenseitig infizieren

Dass sich die Nerze möglicherweise untereinander mit dem Virus infiziert haben, stimmt Expertinnen und Experten allerdings bedenklich. Das konnte bisher zwar nicht nachgewiesen werden, Experten halten es aber für wahrscheinlich bis möglich. Dazu gibt es unter Forschenden unterschiedliche Meinungen. Aber auch die Haltungsbedingungen der Tiere legen die Vermutung, dass das möglich ist, wohl nahe.

"Forschenden zufolge zeigt der Fall in Galicien aber wieder, welche Risiken Pelztierfarmen auch für den Menschen mitbringen."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten

Dass sich die Tiere untereinander anstecken, könnte bedeuten, dass sich das Virus an Säugetiere als Wirt anpasst. Die große Sorge einiger Forschenden besteht darin, dass aus der Vogelgrippe eine neue Pandemie für uns Menschen entstehen könnte. Das eben, falls der Fall eintritt, dass Menschen das mutierte Virus untereinander übertragen.

Auch deutsche Fachleute, etwa beim staatlichen Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit, sehen diese mögliche Gefahr, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Bungartz.

Ansteckungsrisiko bisher gering, das könnte sich langfristig ändern

Immer mal wieder führt das Virus auch bei Menschen zu Todesfällen. Dennoch schätzen Fachleute das Ansteckungsrisiko für den Menschen bisher noch als äußerst gering ein. Denn bei Säugetieren finden das Virus in den oberen Atemwegen weiterhin weniger Rezeptoren, an denen es andocken kann.

Deshalb ist für eine Ansteckung eigentlich immer ein direkter und intensiver Kontakt zu infiziertem Geflügel nötig, etwa beim Schlachten.
Die neuste Variante des Virus, die sich gerade ausbreitet, könnte allerdings ein wenig ansteckender sein als die Varianten, die es bisher gab.

"Fälle, in denen das Virus von Vögeln auf Säugetiere oder auch den Menschen überspringt, sind inzwischen reichlich dokumentiert."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten
Shownotes
Spanien
Vogelgrippe bei Nerzen - passen sich die Viren an Säugetiere an?
vom 30. Januar 2023
Moderation: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten