Fußball-Schiedsrichter sollen neben der Spielleitung auch die Aktionen von Zuschauern wahrnehmen, bewerten und gegebenenfalls dagegen vorgehen. Eine schwierige Aufgabe. Wie Schiedsrichter darauf vorbereitet sind, hat uns Klaas Reese vom Schiedsrichter-Podcast "Collinas Erben" erzählt.
Ein Bundesligaspiel leiten und nebenbei noch auf Gesänge, Transparente und Plakate der Zuschauer achten – das sei viel Verantwortung und eine Herkulesaufgabe für Schiedsrichter, sagt Klaas Reese vom Schiedsrichter-Podcast Collinas Erben.
"Die Hauptaufgabe ist ja, ein Bundesligaspiel zu leiten, und nebenbei müssen Unparteiische jetzt noch auf Aktionen der Zuschauer achten. Das ist eine Herkulesaufgabe.
Generell seien Schiedsrichter und Profisportler darauf geschult, in Extremsituationen mit der nötigen Gelassenheit zu reagieren, auch dank ihrer jahrelangen Erfahrung. Vor dem Rückrundenstart der Bundesliga habe es in Mainz eine Schulung zum Thema Extremismus und Rechtsextremismus gegeben, bei der sicher auch das Thema Dietmar Hopp besprochen wurde, ist sich Klaas Reese sicher.
Handeln nach Drei-Stufen-Plan
Ob ein Spiel bei rassistischen Vorfällen oder Beleidigungen abgebrochen werde oder nicht, entscheiden Schiedsrichter nach eigenem Ermessen und mit gesundem Menschenverstand, so stehe es in einer Handreichung der FIFA, berichtet Klaas. Dabei gelte ein "Drei-Stufen-Plan":
- Stufe 1: Kurze Spielunterbrechung und Durchsage über die Lautsprecher im Stadion.
- Stufe 2: Weitere Spielunterbrechung. Der Schiedsrichter ist angehalten, mit den Mannschaften das Spielfeld zu verlassen und für einige Minuten in die Kabine zu gehen. In Form einer Durchsage wird außerdem die dritte Stufe angekündigt.
- Stufe 3: Spielabbruch
Noch sei allerdings nicht genau geregelt, ab welchen Beleidigungen ein Schiedsrichter eingreifen muss, so Klaas Reese. Das erinnere ein wenig an den Videobeweis, bei dem anfangs auch nicht klar war, wann der Videoschiedsrichter eingreife.
Unterbrechung bei homophoben Beleidigungen
Für das DFB-Pokalspiel Schalke 04 gegen FC Bayern München am Dienstagabend (03.03.2020) habe man sich im Vorfeld darauf geeinigt, dass Plakate, die antisemitische, rassistische, homophobe oder beleidigende Texte gegen eine Person beinhalten, zu einer Unterbrechung führen würden. Bei Plakaten mit derber Sprache soll es aber keine Unterbrechung geben - obwohl das am vergangenen Wochenende noch so gehandhabt wurde.
Wäre es in der Bundesligapartie TSG Hoffenheim gegen Bayern München am Samstag (29.02.) zu einem dritten Vergehen von Seiten der Bayern-Fans gekommen, wäre das Spiel abgebrochen und mit 2 zu 0 für Hoffenheim gewertet worden, sagt Klaas Reese. Spannend sei eine Situation, bei der die Fanlager beider Mannschaften mit diskriminierenden Plakaten auffallen würden. Dann sei es theoretisch möglich, dass das Spiel für beide Seiten mit 0 zu 2 Toren als verloren gewertet werden könnte.
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