Computerspiele können Fähigkeiten trainieren, die im Job nützlich sind. Grundsätzlich ist Gaming aber wohl trotzdem nichts, was man in den Lebenslauf schreibt, meint der Neurowissenschaftler Henning Beck.

Für Hobbys ist grundsätzlich Platz im Lebenslauf. Was ist mit Gaming? Im Büro sitzen doch auch alle vor Computern. Wer rein hobbymäßig spielt, sollte es wohl nur dann in den Lebenslauf aufnehmen, wenn es etwas mit dem Job zu tun hat, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Bei Profis liegt die Sache anders.

"Wenn jemand sagt, ich bin Europameister im Computerspielen, dann heißt das auch, dass der oder die sich besonders gut konzentrieren kann."

Grundsätzlich komme es auch auf die Art der Spiele an, die gespielt und dann möglicherweise im Lebenslauf genannt werden. Sie sollten grundsätzlich zu den Anforderungen der Ausschreibung passen, so Henning Beck.

Die zurzeit populärsten Spiele fragen Reizreaktionsmechanismen ab, so der Neurowissenschaftler weiter. Dabei gehe es hauptsächlich um möglichst kurze Reaktionszeiten. Mit Anfang 20 arbeite das Gehirn im Vergleich zum restlichen Leben am schnellsten – deswegen seien die erfolgreichsten Spieleprofis auch in diesem Alter.

Höchstleistung mit Anfang 20

Die geistige Fähigkeit schnell zu reagieren ist in diesem Alter am besten ausgeprägt. Gehirne von Menschen dieser Altersgruppe sind generell etwas schneller als die älterer und jüngerer Menschen. Mit Anfang 20 erreichen sie ihre höchste Verarbeitungsgeschwindigkeit.

"Dann ist man in der Lage, so 300 plus Aktionen pro Minute durchzuführen. Das kriegst du nur mit einem schnellen Gehirn hin."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Die britische Airforce sucht deswegen gezielt nach Gamern für den Einstieg in den Militärdienst. Das passt genau zu dem Anforderungsschema, sagt auch Henning Beck. Genau dort würden diese Skills abgefragt, die auf Reizreaktion ansprechen. Ihm sei außerhalb des Militärs, der IT- oder Gaming-Branche nicht bekannt, dass gezielt nach Gaming-Kenntnissen gefragt wird. Er wäre deswegen vorsichtig, Gaming-Erfahrungen grundsätzlich im Lebenslauf anzugeben.

Shownotes
Spielen als Qualifikation
Gaming im Lebenslauf ist selten sinnvoll
vom 18. September 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler und Autor