Kaum jemand weiß, was einen als Spion beim Bundesnachrichtendienst erwartet. Der Grund: Über die Arbeit in der Behörde darf man nicht sprechen. Ein Ex-Mitarbeiter erzählt, wie der Job beim Geheimdienst ist.

Gegen den Fachkräftemangel hat der Bundesnachrichtendienst (BND) ein neues Rezept. Mit einer Recruiting-Kampagne wird mit Sprüchen wie "Wir suchen Terroristen, m/w/d" (und klein darunter: "Finde sie mit uns") Nachwuchs für den IT-Bereich gesucht – außerdem lädt der BND auch Bewerbervideos ins Netz.

Denn: Es fehlen dem deutschen Auslandsnachrichtendienst Mitarbeiter*innen in allen Stellen. Ob Sachbearbeiter*innen, Volljurist*innen, Expert*innen für Entzifferung und Kryptoanalyse, Techniker*innen usw.

Verschwiegenheit ist oberste Voraussetzung für eine Anstellung

Der BND ist für zivile und militärische Aufklärung im Ausland in deutscher Mission tätig. Leo Martin war als Agent beim Inlandsgeheimdienst, dem Verfassungsschutz, beschäftigt. Er sagt: Die Aufgaben sind interessant.

"Beim BND kann man eine Ausbildung oder ein duales Studium machen. Die Bandbreite der Fähigkeiten und Talente, die man einsetzen kann, ist dort gegeben."
Leo Martin war als Agent beim Verfassungsschutz beschäftigt

Der ehemalige Verfassungsschutz-Mitarbeiter, der mehr als zehn Jahre dort beschäftigt war, berichtet, dass eine Initiativbewerbung damals keine Chance gehabt hätte. Denn Ende der 90er-Jahre seien die Nachrichtendienste sehr darauf bedacht gewesen, sich vor Infiltration von außen zu schützen. Das ist heute anders.

Leo Martin zufolge ist nach wie vor Verschwiegenheit die oberste Voraussetzung für eine Anstellung bei der Behörde. Dementsprechend hielt er seine Anstellung vor Bekannten oder in der Familie geheim und behauptete, dass er Bekämpfungskonzepte gegen organisierte Kriminalität für das Innenministerium erarbeitet.

Konkurrenz um Arbeitnehmer mit Industrie

Er habe stets darauf geachtet, seinen Job unspektakulär zu beschreiben, um Nachfragen zu verhindern. Alles habe nach einem Schreibtischjob klingen sollen. Selbst seine Mutter wusste nicht, was genau er arbeitet.

"In der Wirtschaft ist der Fachkräftemangel eklatant. Warum sollten Behörden verschont bleiben? Es geht um hochqualifizierte Fachkräfte, beispielsweise aus dem Bereich IT. Es gibt Konkurrenz aus der Wirtschaft, wo Top-Gehälter bezahlt werden."
Leo Martin war als Agent beim Verfassungsschutz beschäftigt

Der BND sei "auf jeden Fall ein attraktiver und sicherer Arbeitgeber". Nicht alle BND-Beschäftigten werde als Operateur*in im Ausland in heiklen Missionen beschäftigt.

Shownotes
Spione gesucht
Bundesnachrichtendienst sucht Fachkräfte
vom 15. März 2024
Moderation: 
Jenni Gärtner, Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Leo Martin, ehemaliger Agent beim Verfassungsschutz