Hohe Preisgelder, hartes Training und eine Anti-Doping-Agenda: E-Sport wird immer professioneller. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz hat sich angeschaut, inwieweit es überhaupt noch Unterschiede zwischen Sportlern und E-Sportlern gibt.

Dass E-Sport nichts mehr mit dem Klischee der Chips- und Pizza-essenden Freaks zu tun hat, wissen wir. E-Sport wird längst als Sport ernst genommen und gefördert. Wissenschaftliche Untersuchungen der Deutschen Sporthochschule zeigen, dass E-Sportler im Wettkampf ein vergleichbares Stresslevel haben wie Rallyefahrer und einer höheren Belastung für die Hand-Auge-Koordination ausgesetzt sind als Tischtennisspieler.

Hohe Preisgelder machen Doping attraktiv

Wie professionell der E-Sport ist, zeigt sich aus Sicht von Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz auch daran, dass die nationale Anti-Doping-Agentur für E-Sportler einen Anti-Doping-Katalog entwickelt hat – denn die Versuchung, mit Doping zu einem guten Ergebnis zu kommen, ist denkbar hoch. Im E-Sport werden mittlerweile Preisgelder gezahlt, von denen Sportler anderer Sportarten nur träumen können.

"Bei der vergangenen FIFA 19 WM hat der Sieger mehr als 220.000 Euro gewonnen."
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova, über die Preisgelder im E-Sport

Das Profitum im E-Sport sei inzwischen mit der Profiliga im Sport vergleichbar, berichtet Martin Schütz, der sich vor allem FIFA genauer angeschaut hat – eins der weltweit meistverkauftesten Spiele. Bei dieser Fußballsimulation engagieren sich inzwischen viele Bundesligavereine. Der 1. FC Köln zum Beispiel nutzt seine medizinische Abteilung, um die E-Sportler durchzuchecken. Und Werder Bremen – der aktuelle Meister im virtuellen Fußball – kümmert sich genauso intensiv um seine E-Sportler, wie um seine Profifußballer. Das heißt, es gibt Trainingspläne, Ernährungsberatung und Kommunikationsstrategien vom Verein.

E-Sportler trainieren Technik, Körper und Psyche

Michael Bittner, der sich "MegaBit" nennt, ist Deutscher Meister in FIFA 19 für Werder Bremen. Für ihn läuft die Saison so ab: Zu Beginn kommt immer eine neue Version von FIFA raus, mit der er sich zunächst vertraut machen muss. Das bedeutet: Mechanismen verstehen, Automatismen entwickeln, Grundlagen für die Saison legen. Danach kommen Psyche und Physis dran. Dazu gehöre zum Beispiel auch ein gesunder Schlafrhythmus und ein gesunder Lebensstil, so Michael Bittner: "Egal ob jetzt Ernährung oder Sport, alles was die mentale Fitness fördert, ist wichtig für uns."

"Das Allerwichtigste ist natürlich, dass man auch mal zehn Stunden in Folge die Konzentration aufrechterhalten kann. Das macht man natürlich durch viel Training."
Michael Bittner, E-Sportler
Michael Bittner (MegaBit), Deutscher Meister der Virtual Bundesliga (VBL) beim "Grand Final" der Virtual Bundesliga.
© dpa
Michael Bittner (MegaBit), Deutscher Meister der Virtual Bundesliga (VBL) beim "Grand Final" der Virtual Bundesliga.

Zur Vorbereitung gehören also auch Joggen, Koordinations- und Muskeltraining. Vor allem wichtig: Das Trainieren der oberen Muskelgruppen von Armen, Schultern und Rücken. Denn das hilft, um lange Zeit den Controller zu halten und konzentriert spielen zu können.

Shownotes
Sport
E-Sport wird immer professioneller
vom 19. August 2019
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova