Fußball, Rugby, Handball: Eigentlich geht es doch nur um Sport, die sexuelle Gesinnung oder Identität sollte keine Rolle spielen. Das tut sie aber häufig doch. Queere Menschen sind dann Beleidigungen auf dem Spielfeld oder in der Kabine ausgesetzt. Queere Sportvereine können eine Lösung sein.

Die Outsport-Studie von 2019 hat herausgefunden, dass diskriminierende Aussagen auf dem Spielfeld oder in der Umkleide dazu führen, dass viele queere Menschen keinen Zugang zu Sportarten und Vereinen haben.

Benjamin Csonka, Gleichstellungsbeauftragter beim Landessportbund Berlin, sagt, viele Sportarten werden daher von queeren Menschen oft noch nicht einmal ausprobiert. Er selbst sieht einen dringenden Handlungsbedarf, um queere Menschen nicht weiter im Sport zu diskriminieren.

"Im Austausch mit von Diskriminierung betroffenen Menschen, hat sich gezeigt, dass Handlungsbedarf unbedingt notwendig ist."
Benjamin Csonka, Gleichstellungsbeauftragter beim Landessportbund Berlin

Es sei wichtig, Daten zu sammeln, um die Situation komplett einschätzen und verändern zu können. Deswegen hat der Landessportbund auch eine neue Studie in Auftrag gegeben. Die soll zeigen, wie groß das Problem aktuell in Zahlen ist. Erste Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.

Erfahrungen von Diskriminierung in Sportvereinen

Nuiba ist nicht-binäre und hat im Rugby ständig Diskriminierung erfahren. Schon die Ansprache und das benutzte Pronomen wären häufig falsch.

"Auch wenn die Leute wissen, dass du nicht binär bist oder keine Pronomen benutzt, wirst du stetig auch misgendert."
Niuba über Diskriminierungserfahrung beim Rugby

Auch Julia hat in einem Dorfhandball-Verein schon Diskriminierung erlebt. Dort wurde es für komisch befunden, dass lesbische Mitspielerinnen mit heterosexuellen Mitspielerinnen duschen.

Mit gutem Gefühl zum Training

Das Problem mit der Umkleide kennt auch Nikolai, der schwul ist und Rugby spielt. Im inklusiven Verein Cologne Crushers fühlt er sich aber inzwischen auch beim Umziehen wohl. Er ist froh, diesen Verein gefunden zu haben, sagt er.

"Das macht die Barriere kleiner für Leute, die sich nicht trauen und sagen, okay, cool, da werde ich angenommen, da traue ich mich jetzt mal hin. So war es auch bei mir."
Nikolai spielt bei den Cologne Crushers Rugby
Touwin Rugby Club gegen die Cologne Crushers beim Union Cup in Dublin im Jahr 2019
© IMAGO / Inpho Photography
Ein Rugby-Match zwischen Touwin Rugby Club und den Cologne Crushers beim Union Cup in Dublin im Jahr 2019.

Die schwul-inklusive Rugby-Mannschaft Cologne Crushers ist eine Mannschaft, in der sich schwule Männer zusammengefunden haben. Team-Manager Joachim Meeßen erklärt, dass er selbst vermutlich nie mit Rugby angefangen hätte, hätte es die inklusive Mannschaft nicht gegeben. Das war auch der Grund, die Mannschaft ins Leben zu rufen.

"Zur Gründung war das tatsächlich so, dass von vielen der Gründungsmitglieder das schon ein Antrieb war, überhaupt zu spielen."
Joachim Meeßen über Diskriminierung und die Gründung der eigenen Mannschaft

Seit 2012 besteht die Mannschaft schon. Inzwischen gibt es auch heterosexuelle Männer in der Mannschaft. Joachim Meeßen sagt, dass diese Männer nicht mehr mit toxischer Männlichkeit im Sportverein konfrontiert sein wollten und beispielsweise keine Lust mehr auf das aggressive Posen hatten.

Shownotes
Queere Sportvereine
Ein diskriminierungsfreies Spielfeld
vom 22. September 2023
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Autorin: 
Sarah Brendel, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin