Manche Menschen können aus Spuren wie Fußabdrücken viel herauslesen. Zum Beispiel wie schwer die Person ist, zu der die Spuren gehören. Wichtig hierfür sind Details, die die meisten von uns nicht einmal sehen können.

Sherlock Holmes ist faszinierend. Vor allem wenn er anhand winziger Details, die nur er überhaupt sieht, wichtige Informationen über Ereignisse und das große Ganze gewinnt. Genau das durfte Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz in echt erleben.

In Köln hat er nämlich auf dem "Kongress der Spurenleser" Teilnehmer aus Mali, Namibia und Australien getroffen. Und die haben ihm eindrucksvoll gezeigt, was aus einem einfachen Fußbadruck im Sand so alles herauszulesen ist. Sie sind die wahren Sherlocks.

Fußspuren im Sand
© Martin Schütz | Deutschlandfunk Nova

Drei San-Jäger aus Namibia haben seine Fußbadrücke analysiert. Sie kamen zum Schluss:

  • Die Spuren stammen von einem Mann. Richtig. Das war noch recht einfach, weil Martin mit Schuhgröße 47 ziemlich große Füße hat.
  • Martin war langsam unterwegs, denn die Schritte sind recht dicht beieinander. Richtig.
  • Martin hat keine Last getragen habe, nicht mal mehr einen leichten Rucksack oder einen Karton. Auch das stimmt. Sonst hätte er nämlich eher den kompletten Fuß belastet.
  • Barfuß läuft Martin praktisch nie. Auch richtig. Aufschluss darauf gaben die Zehenabdrücke. Weil Martin fast immer Schuhe trägt, bewegen sich seine Zehen nur ganz wenig. Menschen die viel barfuß laufen, benutzen ihre Zehengelenke, um Halt zu bekommen. Außerdem haben Barfußläufer mehr Hornhaut, dadurch verteilt sich der Druck anders im Sand. Und die Hornhaut ist meistens leicht eingerissen und hinterlässt nochmal andere Abdrücke.

Nach den drei Jägern aus Namibia hat sich dann noch eine Aborigine aus Australien Martins Fußspuren angesehen. Sie wusste nicht, zu wem sie gehören, hat aber trotzdem Martins Gewicht bis auf vier Kilogramm richtig geschätzt.

Selbst auf Asphalt verraten unsere Spuren viel

Im Sand oder auf Erde sind die Spuren von Füßen und Schuhen recht deutlich sichtbar. Aber auch mit Spuren auf hartem Boden können hervorragende Spurenleser etwas anfangen: Die minimalen Veränderungen in der Staubschicht reichen ihnen, um zumindest unter bestimmten Bedingungen eine Person zu verfolgen. 

Erkenntnisse für die Wissenschaft

Wissenschaftler sagen, die Fähigkeit, Spuren richtig zu deuten, sei wichtig für bestimmte Erkenntnisse. So hätten zum Beispiel Aborigines dabei geholfen, Fußspuren zu interpretieren die mehrere tausend Jahre alt sind. Die haben direkt gesehen: Hier waren Jäger unterwegs, die Beute getragen haben. Damit wussten sie, dass in der Nähe auch ein Lager gewesen sein muss. Das alles sind wertvolle Erkenntnisse für Archäologen und andere Wissenschaftler.

Shownotes
Spurenleser
Die wahren Sherlocks
vom 12. Mai 2017
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova