Unser Radfunk-Podcaster Paulus Müller war mit dem Rad in Nijmegen unterwegs. Dort hat er sich von einem Verkehrsplaner zeigen lassen, was die niederländische Stadt alles unternimmt, um Radfahren gut und sicher zu machen.

Seit Anfang des Jahres wurden in Berlin bereits fünf Radfahrerinnen und Radfahrer bei Verkehrsunfällen getötet. Wenn Radfahrer und Fußgänger bei Verkehrsunfällen tödlich verunglücken, dann fast immer bei Zusammenstößen mit Fahrzeugen. Darum, so unser Radfunk-Podcaster Paulus Müller, seien Autos für Radfahrer die größte Gefahr im Straßenverkehr.

"Die allermeisten Radfahrer und Fußgänger sterben bei Unfällen mit Autos und LKW."
Paulus Müller, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Helsinki und Oslo machen vor, wie man die Zahl der Toten verringert, indem man den Verkehr aus den Innenstädten hinaus verlagert. In den Innenstädten selbst gelten oft strenge Geschwindigkeitsbeschränkungen. Im norwegischen Oslo wurde die Innenstadt weitestgehend von Autos befreit. Helsinki will bis 2025 erste autofrei Großstadt werden.

"Was wir halt versuchen, wenn es irgendwie geht: Den Radverkehr baulich zu trennen von der Straße - mit Ausnahme von Wohngebieten."
Dirk Bussche, Verkehrsplaner

Auch in den Niederlanden mache man ganz gut vor, wie sicheres Radfahren geht, meint Paulus Müller. Die Innenstädte werden sicherer, wenn dort weniger Autos fahren. Und um möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, dass Radfahren eine Alternative zum Autofahren sein kann, müssen die Radwege attraktiv sein.

Für den Verkehrsplaner Dirk Bussche ist auch die soziale Komponente beim Radfahren wichtig, dass heißt, dass er sich unterhalten kann, während er in die Pedale tritt. Das geht aber nur, wenn sich die Wege von Radfahrern und Autos möglichst selten kreuzen.

Nijmegen – eine ausgezeichnete Fahrradstadt

Das besondere an den Hauptverkehrsachsen im niederländischen Nijmegen ist, dass es sechs Meter breite Fahrradwege gibt – drei Meter breit in jede Richtung. Diese Fahrradwege führen mal an Straßen entlang, sind aber durch Betonklötze oder einen Grünstreifen von der Straße getrennt. Manchmal befahren Radfahrer dort auch eine eigene Trasse. An Kreuzungen sorgen Bodenschwellen dafür, dass die Autofahrer langsam fahren.

"Da kommt eine Straße. Ich habe hier Vorfahrt, das ist prima, das ist hier ein Schnellradweg. Schau mal, wie hoch die Bodenschwelle ist, über die das Auto fahren muss."
Dirk Bussche, Verkehrsplaner

In den Wohngebieten in Nijmegen nutzen Räder und Autos auch schon mal dieselben Straßen. Doch dort gilt durchgängig Tempo 30, und Fahrräder haben außerdem noch Vorrang vor Autos. Autos dürfen nur von einer Seite in ein Wohngebiet einfahren, das macht Durchgangsverkehr unmöglich. Radfahrer dürfen überall entlang fahren, erklärt Paulus Müller, deswegen kommt man mit dem Fahrrad schneller durch die Stadt als mit dem Auto.

Schnelle Anpassungen sind möglich

Radschnellwege und Radbrücken zu bauen, wie sie in den Niederlanden üblich sind, braucht natürlich Zeit. Aber es gibt einfache Mittel, die den Stadtverkehr relativ kurzfristig sicherer machen können, meint unser Radpodcaster. Das zeige auch die Stadt Oslo, in der man erst nach der Kommunalwahl im Jahr 2015 größere Veränderungen angegangen hat.

"Wenn man auf einer zweispurigen Straße eine Straße den Fahrrädern zuschlägt und zwischen Autos und Fahrräder Blumenkästen stellt, hat man einen baulich getrennten Radweg, auf dem sich bequem fahren lässt."
Paulus Müller, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Mehr Infos rund ums Radfahren findet ihr in unserem Podcast "Radfunk".

Shownotes
Städteplanung
Wie ein sicheres Radwegenetz aussehen muss
vom 06. März 2020
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Paulus Müller, Deutschlandfunk Nova