Start-ups sind innovativ, schaffen Arbeitsplätze und halten die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig. In den vergangenen Jahren gab es weniger Start-ups, doch jetzt haben die Neugründungen wieder zugenommen.
Ein Start-up zu gründen ist eine Herausforderung – und das gilt ganz besonders dann, wenn die Wirtschaft insgesamt nicht gut dasteht – so wie derzeit in Deutschland. Die Energiekrise, die hohe Inflation und die schwache Konjunktur haben dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren weniger gegründet wurde. 2022 und 2023 war die Zahl der Start-up-Neugründungen in Deutschland rückläufig. Dieser Trend ändert sich gerade.
Start-up-Atmosphäre: Fast alle tragen Sneaker und T-Shirt
Zu Besuch im Techhub K67 in der Düsseldorfer Innenstadt: Vor den bodentiefen Fenstern rauscht der Verkehr vorbei. Vor den Bildschirmen sitzen Menschen um die 30. Fast alle tragen Sneaker und T-Shirt. "Das ist ein Ort, wo sich verschiedene Start-ups treffen und arbeiten können", erklärt Gründer Marco Andersen. Der 35-Jährige ist vor etwa drei Wochen mit seinen beiden Co-Gründern in den Techhub eingezogen.
Kundenberatung mit KI
Andersen und seine Mitgründer entwickeln eine Software-Lösung mit künstlicher Intelligenz, die Unternehmen unter anderem in der Kundenberatung einsetzen können. Ein Kunde etwa stellt Pflanzenerde her. Die KI-Software von Marco Andersen versorgt die Kund*innen – unter anderem per Chatbot – mit Tipps und Infos zu den verschiedenen Produkten.
Im Hintergrund macht die Software noch mehr: Sie wertet die Chats und Bewertungen im Online-Shop aus, erstellt daraus Berichte und leitet diese an die jeweils zuständigen Mitarbeiter*innen weiter. Der Vorteil für Unternehmen: Die Software arbeitet rund um die Uhr. Dadurch soll der Hersteller mehr verkaufen und Kosten für menschliche Berater*innen sparen können.
Andersen und sein Team haben ihr Start-up Qualimero Ende 2023 gegründet. Damit sind sie nicht die einzigen, wie aktuelle Zahlen zeigen. Und auch 2024 gibt es viele Neugründungen: Knapp 1.400 innovative Unternehmen sind allein im ersten Halbjahr entstanden, meldet der Start-up-Verband. Das seien 15 Prozent mehr als in den vorangegangen sechs Monaten.
"Das zentrale Ergebnis ist auf jeden Fall, dass sich das Start-up-Umfeld nach mehreren schwierigen Jahren wieder ganz gut entwickelt."
Vor allem Software-Start-ups boomen. Das Gründungsgeschehen nimmt aber nicht nur in etablierten Metropolen wie Berlin, München und Hamburg zu, sondern auch in mittelgroßen Städten – etwa in Aachen oder Darmstadt. Gründer Marco Andersen findet die Bedingungen etwa in Düsseldorf sehr gut, weil es Unis, Wirtschaftsprüfer und andere Beratungsstellen für Start-ups gibt.
"Es sind alle großen Beratungen und Wirtschaftsprüfer hier vertreten und auch viele Universitäten. Was man auch hervorheben muss: dass es hier bereits viele Anlaufstellen für Start-ups gibt, was den Gründungsprozess einfacher gestaltet."
Nach wie vor bleiben bestimmte Aspekte eine Herausforderung für die Gründer*innen: Weil die Konjunktur schwach ist, halten viele Unternehmen ihr Geld zusammen. Das macht es für Start-ups schwieriger, Firmen als neue Kunden zu gewinnen.
Investoren stecken Geld lieber in sichere Anleihen
Hye-Jin Park, die Mitgründerin des Start-ups Consalio, das auch im Düsseldorfer Techhub sitzt, nennt noch ein Problem: Viele Geldgeber investierten derzeit lieber in sichere Anlagen wie Anleihen, statt in riskante junge Unternehmen, sagt sie.
Durch die hohen Notenbankzinssätze bringen derzeit nämlich auch sicherere Anlagen eine vergleichsweise ordentliche Rendite. Für Start-ups bedeutet das: Sie müssen für die Investorensuche noch mehr Zeit einplanen.
"Wir haben sehr viele gute Kunden in der Pipeline. Wir sind intensiv im Austausch mit denen. Und ich freu mich sehr auf die nächsten Monate und Jahre."
Auch das Start-up von Hye-Jin entwickelt eine Software. Sie soll Firmen helfen, ihre Kosten für externe Partner wie Unternehmensberater und Wirtschaftskanzleien besser zu überwachen. Das zehnköpfige Team hat bereits 1,3 Millionen Euro von Investoren bekommen. Nun braucht es erneut 500.000 Euro, um weiterhin zu wachsen. Hye-Jin ist sicher: Das klappt, obwohl das gesamtwirtschaftliche Umfeld schwierig ist. Sie sei optimistisch.