Die Steuergewerkschaft schlägt vor, in Deutschland mit einer Beleglotterie gegen Steuerhinterziehung vorzugehen. Wie das funktioniert? In anderen Ländern gibt es schon solche Spielereien – mit undeutlichem Ergebnis.
Bei einer Kassenbonlotterie werden Kassenbons zu Losen – in Europa gibt es das etwa in Österreich, Italien, Griechenland, Portugal, Tschechien, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowenien und der Slowakei. In Deutschland gibt es eine solche Lotterie nicht. Doch die Steuergewerkschaft, also die Interessenvertretung des Personals der Finanzverwaltungen in Deutschland, möchte das gern ändern.
Denn in der europäischen Rangliste für Steuerhinterziehung liegt Deutschland auf dem zweiten Platz (Stand: 2015).
Die Lotterie soll spielerisch einen Anreiz liefern, Zahlungen und Rechnungen korrekt – am besten elektronisch – zu erfassen und damit der Steuerhinterziehung entgegenwirken.
Wenn der Bon zum Los wird
Die Idee: Wenn aus einem Kassenbon ein Lottolos wird, bei dem Geld- oder Sachpreise winken, steigert das den Anreiz, einen Geschäftsvorgang ordentlich zu dokumentieren. Dadurch wird einem möglichen Steuerbetrug die Grundlage entzogen.
"Auf bis zu zehn Milliarden Euro im Jahr schätzen einzelne Länder den verursachten Schaden laut Bundesrechnungshof."
Zwar könnte die Bonpflicht unter der neuen Bundesregierung wieder entfallen, Unternehmer müssen dann nicht mehr unaufgefordert einen Beleg rausgeben (Stand: 05.05.2025). Den Geschäftsvorgang erfassen müssen die Unternehmen allerdings schon jetzt. Und auf Nachfrage einen Bon herausgeben, müssen sie auch.
Der Plan: Mehr QR-Codes, weniger Hinterziehung
Die Lotterie soll rein elektronisch ablaufen – so stellt sich das die Steuergewerkschaft zumindest vor. Zum Beispiel über QR-Codes. Die Gewerkschaft findet: Das wäre umweltfreundlicher, würde die Arbeit der Steuerverwaltung erleichtern und käme schließlich der Allgemeinheit zugute, weil weniger hinterzogen würde.
Dem Deutschen Handelsverband geht die Forderung der Steuergewerkschaft allerdings zu weit. Er findet:
- Kundinnen und Kunden würden zu Hilfskontrolleuren der Finanzbehörden gemacht.
- Missverständnissen und Konflikte würden entstehen.
- Die Kassensysteme im Einzelhandel reichten aus, um Steuerhinterziehung zu verhindern.
"Die Lotteria degli scontrini gibt es zwar noch, aber 2024 hat jeder Mensch in Italien durchschnittlich eine halbe Rechnung pro Jahr dort registriert."
In Italien, EU-Tabellenführer bei der Steuerhinterziehung, wurde die Kassenzettellotterie vor knapp vier Jahren eingeführt. Als Heilsbringer der Finanzbehörden hat sie dort allerdings nicht funktioniert – sie ist eher ein ziemlicher Flopp, weil sie von den Leuten nicht angenommen wird, sagt David Freches.