Wenn wir Panflöten schon von Weitem hören, kann die Fußgängerzone, in der die Spielenden stehen, nicht mehr weit sein. Möchten Straßenmusiker an einem Tag möglichst viel Geld einnehmen, sollten sie besonders auf das richtige Musikgenre, den Tag und das Wetter achten.

Bevor einige Musiker*innen und Bands in den großen Hallen gespielt haben, sind sie in Fußgängerzonen aufgetreten. Bei der Musikerin Alice Phoebe Lou oder der Kölner Band Annenmaykantereit war das zum Beispiel so.

In Köln 23 Euro die Stunde

Oft steht dann vor den Musiker*innen ein geöffneter Instrumentenkoffer, in den das Publikum Geld reinwerfen kann. In Köln kann ein Straßenmusiker damit im Durchschnitt 23 Euro in der Stunde machen.

Das haben Samuel Stäbler vom Institut für Marketing an der niederländischen Universität Tilburg und Kim Katharina Mierisch von der Universität zu Köln herausgefunden. Ihre Studie, die Deutschlandfunk Nova vorliegt, haben sie in der Fachzeitschrift Marketing Letters veröffentlicht. Dafür haben sie in drei Monaten insgesamt 72 Straßenmusiker*innen in Köln begleitet.

Ein Mann spielt auf der Straße Geige
© Unsplash | William Recinos

Kalt, sonntags, klassische Musik

Wie viel später im Instrumentenkoffer landet, können laut den Studienergebnisse folgenden Faktoren beeinflussen:
  • Musikgenre: Mit klassischer Musik konnten die Straßenmusiker*innen ihren Stundenlohn durchschnittlich auf 27 Euro erhöhen. Für Rock- oder Jazzmusik haben die Passanten weniger Geld gegeben.
  • Qualität der Musik: Beherrschen die Musiker*innen ihr Handwerk und spielen überdurchschnittlich gut, können sie damit 28 Euro in der Stunde machen. Wobei Kindergruppen mit durchschnittlich 45 Euro am meisten Geld bekommen.
  • Sogenannte konsumentenspezifische Faktoren: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Passanten den Straßenmusiker*innen Geld geben, nimmt deutlich zu, wenn sie mit anderen Menschen unterwegs sind. Fachleute sprechen hier von dem Prinzip der sozialen Anerkennung, sagt Studienautor Samuel Stäbler. Die Passanten würden sich danach erhoffen, von anderen dafür anerkannt zu werden, dass sie den Straßenmusiker*innen Geld gegeben haben.
"In der Wissenschaft ist häufig vom Prinzip der 'Social Recognition' die Rede. Demnach spenden Menschen unter anderem auch, weil sie dafür mit Anerkennung aus ihrem sozialen Umfeld belohnt werden."
Samuel Stäbler, Universität Tilburg
  • Wetter: Je kälter es draußen ist, desto eher geben die Menschen etwas. Samuel Stäbler vermutet, die Passanten könnten in den kalten Monaten mehr Mitgefühl mit den Musizierenden haben.
  • Standort: Spielen die Bands fernab von vollen Einkaufsstraßen auf großen Plätzen oder an gut besuchten Promenaden, machen sie durchschnittlich mehr Geld. Denn in den Einkaufsstraßen ist es oft stressig, sagt er, wohingegen große Plätze eher zum Verweilen einladen.
  • Wochentag: Sonntags können Straßenmusizierenden auf den meisten Gewinn hoffe. Da machten die Musiker*innen in Köln durchschnittlich 35 Euro in der Stunde – auch wenn es der Tag ist, an dem oft weniger Menschen in den Fußgängerzonen unterwegs sind. Die haben aber mehr Zeit, bleiben dann eher stehen und geben gerne mehr, erklärt er.
Shownotes
Studie
Straßenmusik: An kalten Sonntagen gibt's am meisten Geld
vom 09. November 2021
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Samuel Stäbler, Universität Tilburg