Bei Spotify laufen Hits der Vergangenheit jetzt in der Dauerschleife. Für diese Vorliebe gibt es eine gute Erklärung: Die Gegenwart braucht einfach mehr Nostalgie.
Alte Hits sind heute echte Krisengewinner. Das zeichnet sich jedenfalls in der Nutzungsstatistik des Streamingdienstes Spotify ab. Insgesamt wird Musikstreaming verglichen mit Radioangeboten, während der Corona-Pandemie allerdings weniger genutzt. Das zeigen auch die Zahlen für die Spotify-Nutzung von Ende März 2020 in Italien. Die nächsten Quartalszahlen von Spotify mit belastbaren Statistiken kommen dann Ende April 2020.
Dennoch ist die steigende Popularität bereits bekannter und beliebter Hits bei Spotify bemerkenswert. Manche Titel aus den 50er Jahren werden gerade wieder besonders häufig gestreamt, aber auch Hits bis in die 2010er Jahre tauchen auf den Listen der meistgespielten Songs auf.
"Jede Generation kramt gerade ihre Klassiker wieder raus."
Stichwörter wie Nostalgia oder Throwback in Playlists beliebt
Das zeigt sich bei den Statistiken für einzelne Songs, bei den Playlists sind Stichwörter wie Nostalgia oder Throwback besonders beliebt. Auch Listen, auf denen Hits ganzer Jahrzehnte zusammengestellt sind, werden im Moment noch häufiger gehört als zuvor – All About The Noughties für die nuller Jahre zum Beispiel. Die Playlist hat mehr als acht Millionen Follower.
"Die am meisten gehörte Throwback-Liste war die „All About The Noughties“ mit Musik der Nuller Jahre."
Beliebt sind auch die 80er Jahre und überhaupt lässt sich beim Streamingverhalten eine Tendenz zu Klassikern beobachten. Welche Generation nun genau welche Musik hört, das lässt sich aus den Spotify-Zahlen allerdings nicht ablesen.
Redakteurin Anke van de Weyer hat sich einige statistische Highlights herausgesucht – in chronologischer Reihenfolge:
- Cyndi Lauper: Girls Just Want to Have Fun (1983)
- Nirvana: Smells Like Teen Spirit (1991)
- Oasis: Wonderwall (1995)
- Spice Girls: Wannabe (1996)
- Britney Spears: Baby One More Time (1998)
- The Killers: Mr Brightside (2003)
- Shakira feat. Wyclef Jean: Hips Don‘t Lie (2006)
"Bei den 90ern sind wir dann spätestens ganz tief drin im ironischen Feiern."
Vertraute Musik sei einfach ein sehr guter Trostspender, sagt Anke. Spotify bemüht dafür den Verhaltensforscher David DiSalvo. Er sieht in Nostalgie eine Möglichkeit, Erinnerungen sehr effektiv nachträglich zu verschönern.
"Wenn wir vertraute Musik hören, bringt uns das in die Zeit zurück, als wir noch Kontrolle über alles hatten."
Verstärkt wird der Nostalgie-Trend noch dadurch, dass auch die Musikindustrie momentan weniger Material veröffentlicht. Das nächste Lady-Gaga-Album zum Beispiel ist verschoben wie auch das nächste Werk des Rappers Haftbefehl.