Hat AfD-Vize Alexander Gauland mit seinen Äußerungen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Nationalspieler Jérôme Boateng beleidigt? Es geht um etwas ganz anderes, sagt Stephan Detjen aus unserem Hauptstadtstudio.
Ganz Deutschland ist in Aufruhr wegen des Interviews von AfD-Vize Alexander Gauland mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und dessen Äußerungen zu Nationalspieler Jérôme Boateng. Das umstrittene Zitat: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." Gauland versichert inzwischen, das habe er so nicht gesagt. Die FAS hält dagegen.
Ganz unabhängig, ob das Zitat so gefallen ist oder nicht - Alexander Gauland habe recht mit der Stellungnahme, sagt Stephan Detjen aus unserem Hauptstadtstudio. Die Äußerung aus der FAS beziehe sich nicht auf Jérôme Boateng, sondern auf Leute, die nicht neben Boateng leben wollen. Beleidigt worden sei also nicht der Nationalverteidiger, sondern allenfalls Menschen, denen man fremdengfeindliche Motive unterstellt, weil sie nicht neben Menschen dunkler Hautfarbe wohnen wollen.
"Wenn es also um Leute geht, die fremdenfeindliche Ressentiments haben, dann hat Gauland recht."
In ihrer Monatgsausgabe berichtet die FAZ über ein Hintergrundgespräch mit Alexander Gauland. Und in diesem Gespräch sei es auch um Menschen mit fremdenfeindlichen Ressentiments gegangen. In diesem Zusammenhang habe Gauland gesagt, diese Menschen schätzten Boateng als Fußballer, wollten ihn aber nicht zum Nachbarn haben.
Wie geht die AfD mit dem Statement um?
Es geht also nicht um die das Statement an sich, sondern um die Frage, wie die AfD damit umgeht. Erst dann werde es wirklich interessant, sagt Stephan Detjen. Ob die Aussage als Provokation gedacht war, lasse sich nur schwer analysieren. Weil wir den Zusammenhang des Gespräches nicht kennen würden. Klar sei etwas ganz anderes: Die Medien seien ein Teil des Spieles, weil sie auf bestimmte Aussagen aufsprängen und etwas hineindeuteten, sagt Stephan Detjen. Was das Ganze besonders kompliziert macht: Die AfD mache in vielen Fällen semantische Grauzonen auf und stelle Äußerungen in den Raum, die sich vieldeutig auslegen ließen. Und so äußerten sich Spitzenpolitiker der Partei in Hintergrundgesprächen oft viel moderater als auf Parteiversammlungen. Dort werde dann Leuten Feuer gegeben, die fremdenfeindliche Ressentiments schüren wollen.
"Es ist ein Spiel, dass die AfD spielt, aber hier haben wir ein Beispiel, bei dem man sehen kann, wie auch Medien daran mitwirken."
Für Medien gilt: Sie können über die AfD berichten, sagt Stephan Detjen. Allerdings sei es sehr wichtig, genau nachzufragen und die Partei darauf festzulegen, was sie wirklich meint. Im konkreten Fall heiße dass: Wenn Gauland feststellt, dass es Menschen gebe, die nicht neben Jérôme Boateng wohnen wollten, weil er für sie die falsche Hautfarbe habe, dann gehe es darum, den AfD-Vize zu fragen: Was folgt daraus? Gesteht die Partei ihnen das zu - oder widerspricht sie entschieden?