Rauchen, Alkohol und Übergewicht stehen ganz oben auf der Liste für krebsverursachende Risikofaktoren. Aufklärung über Krebsrisiken könnte wahrscheinlich dabei helfen, viele Leben zu verlängern und die Gesundheitssysteme könnten viel Geld sparen, so eine aktuelle Studie.
Krebstumore sind die weltweit zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Rund zehn Millionen Menschen sterben derzeit an Krebs. Expert*innen erwarten, dass diese Zahl bis zum Jahr 2040 auf rund 16 Millionen Krebstote ansteigen wird.
"Das Krebsrisiko kann durch ein bestimmtes Verhalten steigen, aber auch durch Dinge wie Luftverschmutzung oder wenn jemand auf der Arbeit giftigen Stoffen wie etwa Asbest ausgesetzt ist."
Fast die Hälfte dieser Erkrankungen ließe sich möglicherweise vermeiden, das legte ein großes Forschungsteam nun im Fachjournal "The Lancet" dar. Dafür analysierten die Forschenden die Daten von etwa zehn Millionen Krebstoten.
Bei rund 4,5 Millionen, also bei etwas mehr als 40 Prozent, fanden sie äußere Risikofaktoren, die Krebs verursachen können. Einen ähnlich hohen Prozentwert gab es auch bei den verlorenen gesunden Lebensjahren.
Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, in welchen Fällen sich durch gezielte Information und Aufklärung Krebserkrankungen möglicherweise verhindern lassen.
Wichtigstes vermeidbares Krebsrisiko: Rauchen
Rauchen steht dabei an Platz eins der 34 vermeidbaren Krebsrisiken, die die Forschenden in ihrer Studie identifizierten. Es ist mit weitem Abstand der größte Risikofaktor, eine Krebserkrankung zu bekommen – vor allem, weil es Lungenkrebs oder andere Tumore im Atemtrakt verursachen kann. Auf Platz zwei folgt Alkoholkonsum.
Den dritten Platz belegt Übergewicht mit all seinen Folgen für Körper und Stoffwechsel. Aber auch andere Ernährungsprobleme und ungeschützter Sex zählen zu den zehn größten Krebsrisiken.
Aufklärung kann helfen, gesund zu bleiben
Die Aufklärung über die Risiken des Rauchens halten die Forschenden für besonders wichtig. In den vergangenen Jahren habe es dabei Fortschritte gegeben, sagen die Studienautor*innen.
Zwar war Rauchen auch im Jahr 2019 das wichtigste vermeidbare Krebsrisiko, aber die Zahl der verlorenen Lebensjahre ist seit 2010 zurückgegangen. Das gilt auch für den Alkoholkonsum und das Arbeitsrisiko durch Asbest.
Im Fall des Krebsrisikos Übergewicht habe sich die Situation hingegen verschlechtert. Da schließen gerade die Menschen in ärmeren Ländern bei ungesunden Ernährungsformen zu den reichen Ländern auf.
Gesundheitssysteme durch geringere Kosten entlasten
Um die Krebsvorsorge weltweit zu verbessern, könnte in Anti-Tabak- und Anti-Alkohol-Kampagnen oder Impfungen gegen Infektionen, die Krebs verursachen, investiert werden, lässt sich aus den Ergebnissen schließen.
Zwei Forschende, die an dieser Studie nicht beteiligt waren, schreiben in einem Kommentar zu dieser Studie, dass sich das finanziell durchaus lohnen könnte: Rund 100 Millionen US-Dollar in die Krebsvorsorge beziehungsweise -verhinderung zu investieren, könnte bis zu 100 Milliarden Dollar Behandlungskosten sparen.
"Die Forschenden schreiben ganz klar in ihrer Studie, dass man auf keinen Fall Krebskranken die Schuld an ihrer Krankheit geben sollte."
Die Forschenden sprechen sich dagegen aus, die Schuld bei den Erkrankten zu suchen. Denn Verhalten sei immer stark von der Umgebung geprägt und diese könne man sich oft nicht aussuchen. Sie betonen deshalb, dass man Krebspatient*innen nicht für ihre Erkrankung verantwortlich machen sollte.
Beispielsweise, wenn Menschen zu arm seien, um für sich oder andere für eine ausgewogene Ernährung zu sorgen oder zu arm zu seien, um sich eine HPV-Impfung leisten zu können. Diese Impfung kann Krebstumore an den weiblichen Geschlechtsorganen verhindern.
Zumal bei mehr als der Hälfte der untersuchten Krebstode keine vermeidbaren Risikofaktoren gefunden wurden. In diesen Fällen hätte sich die Tumorerkrankung eher nicht verhindern lassen.