Mäuse werden besonders risikofreudig, wenn man bestimmte Zellen aktiviert - sie haben dann keine Angst mehr vorm Katzenhaar. Haben wir Menschen auch solche "Mut-Zellen"? Das haben wir Neurowissenschaftler Henning Beck gefragt.

Im Hippocampus liegen bestimmte Zellen, die eine Schlüsselrolle dabei spielen könnten, warum manche Menschen risikofreudiger oder mutiger sind als andere - meinen Forscher aus Schweden und Brasilien. In einer Studie haben sie nämlich beobachtet, dass Mäuse risikofreudiger werden, wenn diese "Mut-Zellen" stimuliert werden. Sie produzieren dann einen bestimmten Rhythmus im Gehirn, der auch bei Tieren zu finden ist, die sich in Gefahrennähe sicher fühlen - zum Beispiel, weil sie gut versteckt sind.

"Sehr wahrscheinlich haben wir auch solche Zellen. Diese Studie ist ein interessanter erster Schritt, um zu verstehen, wie das Gehirn Ängste steuert."
Neurowissenschaftler Henning Beck

In der Studie sei besonders interessant, dass genau die Region im Gehirn tangiert ist, die auch unsere Erinnerungen und Erfahrungen steuert, meint Henning Beck: "Das könnte bei uns Menschen eine große Rolle spielen".

Neue Behandlung gegen Angststörungen

Wenn sich die Ergebnisse der Studie bestätigen, könnte das bei der Behandlung von Angststörungen und Depressionen neue Wege eröffnen. "Manche Menschen haben ja zu viel Angst", sagt Henning Beck. Für sie könnten die Studienergebnisse nützlich sein.

Die Zellen lassen sich übrigens auch mit pharmakologischen Stoffen beeinflussen - zum Beispiel mit Nikotin. Möglicherweise greifen aus diesem Grund Raucher besonders häufig zur Zigarette, wenn sie nervös oder ängstlich sind.

Shownotes
Forscher entdecken "Mut-Zellen"
Weniger Angst bei Gefahr
vom 15. September 2018
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Neurowissenschaftler Henning Beck