Das Wort klingt vielleicht erstmal lustig – ist es aber nicht. In einer neuen Studie haben sich Forscher intensiv mit "Selfitis" beschäftigt, also mit der Neigung, obsessiv Selfies zu machen.

Hand aufs Herz: Wie viele Selfies habt ihr heute schon gemacht? Eins, fünf, mehr? Vielleicht seid ihr – sind viele von uns – ein Fall von "Selfitis". Eine neue Studie der Nottingham Trent Universität und der indischen Thiagarajar School of Managment geht von drei Abstufungen aus:

  • Borderline Selfitis: dreimal pro Tag Selfies aufnehmen, aber nicht posten
  • Akut: mindestens drei Selfies pro Tag aufnehmen und posten
  • Chronisch: rund um die Uhr Selfies aufnehmen und mindestens sechs davon täglich posten

Rückschlüsse auf die Persönlichkeit?

Das Forscherteam hat 20 Statements für eine Diagnose entwickelt, zum Beispiel "Ich fühle mich beliebter, wenn ich meine Selfies auf Social Media poste" oder "Wenn ich keine Selfies mache, fühle ich mich von meiner Peer Group abgeschnitten" oder "Ich nutze Bildbearbeitung, damit mein Selfie besser aussieht als das von anderen."

"Die Experten sagen: Menschen, die typischerweise unter Selfitis leiden, suchen vor allem Aufmerksamkeit. Ihnen fehlt es an Selbstbewusstsein."
Anna Kohn, Deutschlandfunk Nova

Über die Selfies würden die Leute versuchen, Teil einer Gruppe zu sein und ihre soziale Stellung zu pushen.

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Kritik an der Studie

Es gibt aber bereits Psychologen, die diese Studie kritisieren. Der Telegraph zitiert etwa Dr. Mark Salter vom Royal College of Psychiatrists, der sagt: "Wir versuchen im Moment immer, alle möglichen menschlichen Verhaltensweisen mit einem einzigen Wort zu labeln. Das ist gefährlich, weil es Dingen Realität gibt, wo keine ist."

Einen weiteren Kritikpunkt an der Studie nennen die Autoren selbst: Die Teilnehmer waren zu 90 Prozent unter 25 Jahren alt. Das ist nicht repräsentativ für eine ganze Gesellschaft.

Über "Selfitis" wurde übrigens vor drei Jahren schon mal ziemlich viel geredet. 2014 war das aber noch eine Fake-News-Geschichte. Genau die hat aber die Psychologen aus Nottingham und Indien dazu inspiriert, jetzt diese richtige Studie durchzuführen.

"Getestet wurde mit insgesamt mehr als 600 Studenten in Indien."
Anna Kohn, Deutschlandfunk Nova
  • Weil es in Indien die meisten Facebook-Nutzer gibt
  • Weil in Indien die meisten tödlichen Unfälle beim Selfie-Machen passieren: 76 von weltweit 127, sagt die Studie
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Shownotes
Studie zur Selfie-Besessenheit
"Selfitis" gibt es wirklich
vom 19. Dezember 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anna Kohn, Deutschlandfunk Nova